Pfarrer-Initiative sieht Franziskus als Hoffnungsträger

Die kirchenkritische Pfarrer-Initiative setzt ihre Hoffnungen auf Papst Franziskus. Das sagte Helmut Schüller als Sprecher der Initiative am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

In den ersten 100 Tagen seiner Amtsausübung habe er dem Petrusamt Einfachheit, Bescheidenheit und Nahbarkeit zurückgegeben und damit angedeutet, die Kirche auf neue Art leiten zu wollen, konstatierte Schüller. Nun müssten die Bischöfe die Signale richtig deuten und selbst Reformen einleiten.

Schritte zu neuer Kollegialität

Man hoffe auf Schritte zu einer neuen Kollegialität in der Leitung der Weltkirche, auf die Einbindung der Menschen mit ihrer ureigenen Glaubens- und Lebenserfahrung, auf die Anerkennung angemessener Grundrechte für alle Getauften und auch auf Solidarität in Notsituationen, so Schüller. Es gehe dabei um die Öffnung des Amtes der Gemeindeleitung für alle Getauften, egal ob Frauen oder Männer und ob verheiratet oder unverheiratet.

PK der Pfarrer-Initiative, Vorstandmitglieder der Pfarrer-Initiative Gerald Gump (l.), Helmut Schüller und Peter Paul Kasper

APA/Herbert Neubauer

Vorstandsmitglieder der Pfarrer-Initiative Gerald Gump (li.), Helmut Schüller und Peter Paul Kasper (re.) bei der Pressekonferenz im Wiener Cafe Griensteidl

Die Pfarrer-Initiative setzt dabei auf die persönliche Erfahrung des Papstes. „Die lateinamerikanische Kirche würde ohne Gemeinden, die von Nicht-Priestern geführt werden, nicht mehr existieren“, sagte Schüller. „Da, glaube ich, ist neue Hoffnung begründet.“

„Papst will kein Diktator sein“

„Die Kirche ist bisher eine Sakraldiktatur gewesen, doch der neue Papst will kein Diktator sein“, ergänzt Peter Paul Kaspar, Vorstandsmitglied der Pfarrer-Initiative und Künstlerseelsorger der Diözese Linz. „Franziskus hat ein partnerschaftliches Verständnis von Kirche.“ Die Bischöfe sollten nun nicht abwarten, was der Papst entscheidet, unterstreicht Peter Paul Kaspar im Gespräch mit religion.ORF.at. „Es geht nicht darum, dass der Papst die Kirche reformiert, sondern dass er die Kirche ermuntert, sich selbst zu reformieren.“

Auch die Pfarrer-Initiative sieht ihren Aufruf zum Ungehorsam in diesem Kontext. „Wir haben manche Reformen vorweggenommen, Dinge als Forderungen formuliert, die wir bereits längst in der Praxis umsetzen. Das ist nicht ganz gut, aber es ist besser, als nichts zu tun.“

Papst Franziskus predige seit 100 Tagen durch seine Taten, so Kasper euphorisch. So bezeichnete er sich selbst durchgehend als Bischof von Rom und nicht als Papst, habe auf prunkvolle Insignien der Macht verzichtet und wohne im Gästehaus. „Der Lebensstil des Papstes ist eine Lehre, wie ein Christ leben soll.“

Reformsignale des Papstes aufgreifen

Die Reformsignale des Papstes sollten die heimischen Bischöfe engagiert und eigenverantwortlich aufgreifen, so Schüller. Das derzeit in Diskussion bzw. Planung stehende kirchliche „Zukunftsforum“ bewertete der Sprecher der Pfarrer-Initiative durchaus positiv. Wenn man dazu eingeladen wird, werde man auch teilnehmen.

Gerald Gump, Dechant von Schwechat und ebenfalls Mitglied des Vorstands der Pfarrer-Initiative, räumte ein, dass Forderungen der Initiative wie die nach der Abschaffung des Pflichtzölibats nicht das Wesentliche der Kirche ausmachten. Bestimmte Vorschriften und Strukturen seien aber „wie Sand im Getriebe“ und hinderlich dabei, dass die Kirche ihrem Auftrag nachkommen könne.

Gump wies auch Vorwürfe zurück, wonach die Pfarrer-Initiative mit ihrer Forderung nach Beibehalt der Pfarrstrukturen einem antiquierten Kirchenbild verhaftet sei. Keine Pfarre müsse ewig bestehen, Kriterium für neue Strukturen müsse aber sein, das lebendige Leben von Christen vor Ort zu ermöglichen und zu fördern. Die vorhandenen Pfarrer als Kriterium für die Zahl der künftigen Großpfarren greife jedenfalls zu kurz, so Gump in Anspielung auf Beispiele in Deutschland.

religion.ORF.at/APA/KAP

Links: