Medien: Vatikan prüft Vorwürfe gegen Kardinal O’Brien

Der Vatikan will laut einem Medienbericht die Missbrauchsvorwürfe gegen den schottischen Kardinal Keith O’Brien überprüfen. O’Brien war zu Beginn des Jahres nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurückgetreten.

Der Vatikan will die Missbrauchsvorwürfe gegen den schottischen Kardinal Keith O’Brien (75) untersuchen. Das habe der päpstliche Nuntius in Großbritannien, Erzbischof Antonio Mennini, einem angeblichen Missbrauchsopfer persönlich mitgeteilt, berichtet die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA unter Berufung auf die Zeitung „The Observer“ (Sonntag).

Der „Lenny“ genannte frühere Priester hatte O’Brien zu Jahresbeginn beschuldigt, ihn in seiner Zeit als Seminarist sexuell belästigt zu haben. Der Kardinal trat kurz darauf als Erzbischof von St. Andrews und Edinburgh zurück und verzichtete auch auf seine Teilnahme an der Papstwahl in Rom.

Der Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh, Kardinal Keith O'Brien, bei einer Pressekonferenz

REUTERS/David Moir

Kardinal Keith O’Brien

Prozess in Rom möglich

„Lenny“ berichtete der Zeitung, der Nuntius habe volle Aufklärung und eine Anhörung aller Aussagewilligen zugesagt. Sollte es genügend tragfähige Belege für Fehlverhalten geben, solle es einen „weitergehenden Prozess“ in Rom geben.

Enttäuscht zeigte sich der frühere Priester darüber, dass die Untersuchung durch O’Briens noch zu ernennenden Nachfolger durchgeführt werden solle. In diesem Punkt sei der Nuntius nicht zum Nachgeben bereit gewesen. Die Ernennung des neuen Erzbischofs wird laut der Zeitung für die kommende Woche erwartet.

Der Kirchenrechtler und Opferanwalt Tom Doyle sagte dem „Observer“, eine Visitation, die vom Nachfolger des mutmaßlichen Täters durchgeführt würde, wäre „lächerlich“. Die Wahrheit könne ohnehin nicht durch eine rein innerkirchliche Untersuchung, sondern nur durch unabhängige Nachforschungen von außen ans Licht kommen. Doyle arbeitete laut der Zeitung als Mitarbeiter der päpstlichen Nuntiatur in Washington, bevor er sich auf die Vertretung von Missbrauchsopfern verlegte.

KAP

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