Piusbrüder begehen 25. Jahrestag der Spaltung mit Rom

Am Donnerstag begeht die traditionalistische Piusbruderschaft am Schweizer Hauptsitz Econe den 25. Jahrestag der Bischofsweihen durch ihren Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre (1905 bis 1991).

Da die Weihen vom Papst untersagt waren, zogen sich die Beteiligten damals die Exkommunikation zu. Die am 30. Juni 1988 besiegelte Trennung von Rom dauert bis heute an.

Die deutsche Sektion der Piusbrüder erklärte laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA am Mittwochabend in Stuttgart, die Bischofsweihen vor 25 Jahren seien „ein Akt der Treue zur Kirche“ gewesen: „Sie retteten den überlieferten römischen Ritus. Sie waren ein Bekenntnis zum päpstlichen Lehramt“, so die Erklärung wörtlich.

Dauerstreitpunkt Konzilsreformen

Die „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ wurde 1969 von Lefebvre gegründet. Sie lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der „Heiligen Römischen Kirche“.

Der Generalobere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay

REUTERS/Denis Balibouse

Der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay

Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die Piusbruderschaft zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er am 30. Juni 1988, vor 25 Jahren, ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, wurden alle fünf exkommuniziert. Die Weihen Lefebvres sowie die der von ihm Geweihten sind nach dem Kirchenrecht zwar unrechtmäßig, aber gültig.

Versöhnungsgesten von Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI. (2005 bis 2013) ließ 2007 die alte lateinische Messe als Sonderform wieder zu und erfüllte damit eine Bedingung der Bruderschaft für die Aufnahme offizieller Gespräche. Im Jänner 2009 hob er als weitere Versöhnungsgeste die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien, die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt.

Seit Ende 2009 gab es im Vatikan mehrere Gesprächsrunden mit Vertretern der Bruderschaft über strittige Lehrfragen. Im September 2011 legte der Vatikan den Piusbrüdern eine „Lehrmäßige Erklärung“ über grundlegende Glaubenslehren zur Unterzeichnung vor. Davon hängt eine mögliche Wiedereingliederung der Bruderschaft in die katholische Kirche ab. Seit Frühjahr 2012 scheint der Prozess zum Stillstand gekommen.

Priesterweihen geplant

Am Donnerstagvormittag feiert der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay, in Econe im Schweizer Wallis ein Pontifikalamt und ein Te Deum. Am eigentlichen Jahrestag der Weihen und der Exkommunikation, am Sonntag (30. Juni), leitet Fellay eine Bischofsmesse im bayerischen Zaitzkofen. Am Tag vorher will er dort Priesterweihen vornehmen. Papst Benedikt XVI. hatte die Leitung der Bruderschaft gebeten, während des Dialogs auf eigene Weihen zu verzichten.

Priesterweihe durch die Piusbruderschaft

Reuters/Denis Balibouse

Priesterweihe-Zeremonie der Piusbruderschaft im Juni 2012

Unterdessen betonte der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller, der Ball zu einer Einigung liege im Feld der Traditionalisten. Schon vor über einem Jahr habe Rom der Piusbruderschaft ein lehrmäßiges Dokument zur Annahme überstellt, sagte Müller in einem vorab veröffentlichten Interview mit deutschen Kirchenzeitungen. Eine offizielle Antwort darauf stehe nach wie vor aus. Bis dahin seien die Mitglieder der Bruderschaft suspendiert und könnten „ihr Priester- und Bischofsamt nicht legitim ausüben“.

religion.ORF.at/KAP

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