Homo-Ehe: US-Bischöfe sehen „tragischen Tag“

Das Kippen des Verbots der Homosexuellenehe am Mittwoch in den Vereinigten Staaten ist für die Bischöfe des Landes ein „tragischer Tag für die Ehe und für die Nation“.

Der Oberste Gerichtshof, der das Verbot der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen auf Bundesebene in einem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Urteil als „Verstoß gegen die US-Verfassung“ gewertet hat, habe „dem amerikanischen Volk tiefes Unrecht“ zugefügt, so die Erklärung der Bischofskonferenz, die von ihrem Vorsitzenden, dem New Yorker Kardinal Timothy Dolan, sowie dem Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, unterzeichnet wurde.

Gleichheitsgebot verletzt

Das Gericht hatte festgestellt, das Gleichheitsgebot sei verletzt, wenn sogenannten Homo-Ehen jene Rechtszugeständnisse verwehrt bleiben, die Partnern der traditionellen Ehe von Mann und Frau zukommen.

Bisher sind Homo-Ehen in 32 US-Bundesstaaten durch Verfassungszusätze untersagt, in zwölf Staaten und im Distrikt Columbia anerkannt, während in acht weiteren Staaten nur gleichgeschlechtliche Zivilpartnerschaften zulässig sind. US-Bundesstellen dürfen allerdings nach geltendem Recht von 1996 Partnern in Homo-Ehen etwa bei Steuern oder Erbschaften nicht gleiche Privilegien einräumen wie Eheleuten.

83-Jährige klagte

Dagegen klagte aktuell eine 83-jährige Frau, die nach dem Tod ihrer Partnerin umgerechnet rund 280.000 Euro Erbschaftssteuer bezahlen musste, da sie von den Behörden nicht als verheiratet anerkannt wurde. Das nunmehrige Urteil fiel mit fünf zu vier Stimmen knapp aus, zumal das Oberste Gericht zwischen politisch konservativen und liberalen Richtern gespalten ist. Mit gleicher Mehrheit hat das Gericht auch die Entscheidung über die Zulässigkeit der Homo-Ehe in Kalifornien an die niedrigere Instanz zurückgewiesen, womit diese hier wieder zulässig ist.

Die katholische US-Bischofskonferenz hat die teilweise Außerkraftsetzung des „Defense of Marriage Act“ mit deutlichen Worten abgelehnt. „Der Gerichtshof hat einen Fehler gemacht“, so die Bischöfe in ihrer gemeinsamen Erklärung. Es sei an der Zeit, „die Ehe zu stärken, statt sie neu zu definieren“. Der Erhalt von Freiheit und Gerechtigkeit erfordere die Anerkennung der Wahrheit, „einschließlich jener über die Ehe“, so die US-Bischöfe weiter.

US-Bischof: „Beunruhigende Entscheidungen“

Die Ehe sei nämlich die „einzige Institution, die einen Mann und eine Frau lebenslang zusammenbringt“ und jedem aus dieser Verbindung stammenden Kind die „sichere Grundlage einer Mutter und eines Vaters“ biete. Vom Streben der Gesellschaft, diese Wahrheit zu unterstützen, hänge das Wohlergehen aller ab.

Der katholische Erzbischof von Baltimore, William Lori, bezeichnete die Voten des Obersten Gerichts laut der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA als „jüngste Glieder in einer Kette beunruhigender Entscheidungen von Gesetzgebern und Richtern“ gegen den „wichtigsten und meistgeschätzten Baustein der Gesellschaft“. Es handle sich um einen „deutlichen Versuch, die Ehe neu zu definieren und zu entkleiden“, und um eine „ernste Bedrohung der Religions- und Gewissensfreiheit von unzähligen gläubigen Menschen“.

religion.ORF.at/KAP

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