Erste Enzyklika von Papst Franziskus vorgestellt

Der Glaube solle in den Dienst der Gerechtigkeit und des Friedens gestellt werden, fordern Papst Franziskus und sein Co-Autor, der emeritierte Papst Benedikt XVI in ihrer Enzyklika „Lumen fidei - Licht des Glaubens“.

Gerade einmal vier Monate nach Amtsantritt hat Papst Franziskus am Freitag seine erste Enzyklika - „Lumen fidei" - Licht des Glaubens“ - veröffentlicht. Damit hat der Papst aus Argentinien im Blick auf die Ausarbeitungszeit - wenn auch aufgrund der intensiven Vorarbeit seines Vorgängers Benedikt XVI. - einen Rekord aufgestellt. Bei einer Pressekonferenz im Vatikan mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Quellet, dem Präfekten der Glaubenskongregation, Ezbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präsidenten des Rats zur Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, und Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi, wurde das Lehrschreiben vorgestellt.

Enzykliken

In einer Enzyklika spricht der Papst als höchste lehramtliche Autorität der römisch-katholischen Kirche. Tatsächlich als „unfehlbar“ gelten aber nur die wenigsten päpstliche Aussagen, erklärt der Dogmatiker Jan-Heiner Tück - mehr dazu in Enzykliken: Wie unfehlbar ist der Papst?.

Gerechtigkeit und Friede

In seiner ersten Enzyklika fordert Franziskus dazu auf, den Glauben „in den konkreten Dienst der Gerechtigkeit, des Rechts und des Friedens zu stellen“. Weiter sollten Christen für Menschenwürde, Schutz der Ehe und der Familie, Achtung der Schöpfung sowie für Frieden und gerechte Regierungsformen eintreten. „Vor allem denke ich an die dauerhafte Verbindung von Mann und Frau in der Ehe“, heißt es. Sie entstehe auch aus der „Annahme des Gutes der geschlechtlichen Verschiedenheit“.

Dazu sei es freilich erforderlich, das „Licht des Glaubens wiederzugewinnen“, der in der modernen Gesellschaft oft als unvernünftig, nutzlos und trügerisch bezeichnet werde und zu verdunkeln drohe. Christlicher Glaube müsse notwendiger Weise Konsequenzen für das Handeln der Christen in der Gesellschaft haben, so der Text.

Zwei Päpste, eine Enzyklika

Das Lehrschreiben „Lumen fidei“ ist „vierhändig“ entstanden - mehr dazu in Zwei Päpste, eine Enzyklika, wenn auch nur von Franziskus unterzeichnet. Franiziskus schreibt, er habe dankbar auf die wertvollen Vorarbeiten seines Vorgängers Benedikt XVI. zurückgegriffen, der eine erste Fassung der Enzyklika über den Glauben schon nahezu fertiggestellt hatte. Erscheinen wird die Enzyklika am 18. Juli 2013.

Papst Franziskus und der emeritierte Papst Joseph Ratzinger umarmen sich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen

REUTERS/Osservatore Romano

Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI. zu Ostern 2013

Der Glaube an Jesus Christus könne und müsse das menschliche Leben in allen seinen Dimensionen bereichern, bekräftigt der Papst in seinem sehr theologisch und meditativ gehaltenen Schreiben. Gerade mit dem „Jahr des Glaubens“ - es wurde am 11. Oktober 2012, 50 Jahre nach Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, ausgerufen und endet am 24. November 2013 - wolle die Kirche den „Vorrang Gottes in Christus wieder zum Zentrum unseres kirchlichen und persönlichen Lebens“ machen. Man müsse dem Glauben neue Horizonte erschließen, so Franziskus.

Gegenteil von Götzendienst

Das Licht des Glaubens komme von Gott und habe daher die Kraft, das gesamte Sein des Menschen zu erleuchten, heißt es in dem Lehrschreiben. Der Glaube sei nicht Privatsache des einzelnen Christen, vielmehr müsse dieser ihn in der Welt verkünden.

Sendungshinweis:

„Erfüllte Zeit“, Sonntag, 14.7.2013 7.05 in Ö1.

Und zum Nachhören unter „7 Tage Ö1“ auf der Homepage von Ö1 und mit der Ö1 Radio-App für Smartphones.

Der christliche Glaube habe seinen Mittelpunkt in Christus und sei stets an Umkehr zum lebendigen Gott gebunden, so das Papstschreiben. Er sei damit das Gegenteil von Götzendienst. „Der Götzendienst bietet nicht einen Weg, sondern eine Vielzahl von Pfaden, die anstatt zu einem sicheren Ziel zu führen, vielmehr ein Labyrinth bilden.“ Glauben bedeutet, sich der barmherzigen Liebe Gottes anzuvertrauen, die dem Leben Richtung gebe. Dieser Weg des Glaubens müsse man in der Einheit der Kirche gehen.

Glaube und Vernunft - kein Widerspruch

Glaube und Vernunft seien keineswegs Widersprüche. Sie stünden vielmehr in einer fruchtbaren Wechselbeziehung zueinander, heißt es zu einer Frage, die Benedikt XVI. häufig in seinen Reden und Texten behandelt hatte. Glaube respektiere den Anderen und auch den Andersdenkenden, er sei nicht arrogant.

„Unsere Kultur hat die Wahrnehmung der konkreten Gegenwart Gottes und seines Handelns in der Welt verloren“, schreibt der Papst in der Enzyklika. Es gebe die verbreitete Ansicht, „Gott befinde sich nur jenseits, auf einer anderen Ebene der Wirklichkeit, getrennt von unseren konkreten Beziehungen“. Dagegen würden die Christen die „konkrete und mächtige Liebe Gottes, der wirklich in der Geschichte handelt und ihr endgültiges Los bestimmt“, bekennen.

Knackpunkt Wahrheit

Freilich benötige Glauben stets auch Wahrheit, erklärt die Enzyklika. Gerade in der heutigen „Wahrheitskrise“, die eine Sicherheit nur in der Technologie akzeptiere, brauche der Mensch Erkenntnis und Wahrheit, sonst habe er keinen Halt. „Glaube ohne Wahrheit rettet nicht“; er bliebe ein schönes Märchen oder reduziere sich auf ein schönes Gefühl, dass den Anfragen der Zeit jedoch nicht standhalte.

Zur Durchdringung des Glaubens sei die Theologie erforderlich - die freilich ohne Glauben unmöglich sei, unterstreicht der Text. Ihre Orientierung am Lehramt des Papstes und der Bischöfe bedeute keine Grenze ihrer Freiheit, sondern sei „im Gegenteil eines ihrer inneren, konstitutiven Elemente, weil das Lehramt den Kontakt mit der ursprünglichen Quelle gewährleistet und folglich die Sicherheit bietet, aus dem Wort Christi in seiner Unversehrtheit zu schöpfen“.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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