Dialog zwischen Vatikan und Piusbrüdern vor dem Ende

Der Vatikan will den vom früheren Papst Benedikt XVI. begonnenen Dialog mit der ultrakonservativen Piusbruderschaft nach Informationen des Magazins „Focus“ beenden.

Der Vatikan will nach einem Bericht des Münchner Magazins „Focus“ den Dialog mit der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ (FSSPX; „Piusbrüder“) beenden. Dazu werde der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, in Kürze eine Erklärung abgeben, zitiert die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA am Sonntag aus der am Montag erscheinenden „Focus“-Ausgabe. Demnach hat der „Focus“ seine Informationen aus der römischen Glaubenskongregation, die von Müller geleitet wird.

Die von Papst Benedikt XVI. 2007 eingeleitete Annäherung zu den Piusbrüdern hatte zwischen Ende 2009 und 2011 zu einem Dialog über strittige Lehrfragen geführt. Der Vatikan legte den Piusbrüdern daraufhin eine Erklärung zur Unterschrift vor. Die Frist dafür wurde mehrfach verschoben. Seit Frühjahr 2012 scheint der Prozess zum Stillstand gekommen zu sein.

Nach wie vor Kritik

Hintergrund sind die jüngsten Äußerungen der Bruderschaft zum 25. Jahrestag ihrer illegalen Bischofsweihen Ende Juni. Darin kritisierten die Piusbrüder massiv die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und das römische Lehramt.

„Die Gründe für die schweren Irrtümer, die die Kirche derzeit zu zerstören im Begriff sind, liegen nicht in einer falschen Interpretation der Konzilstexte“, sondern „in den Texten selbst, und zwar aufgrund der hanebüchenen Ausrichtung“ des Konzils, heißt es in der Erklärung der drei verbliebenen Bischöfe der Piusbruderschaft. Rom wird aufgefordert, „zur Tradition und zum hergebrachten Glauben“ zurückzukehren.

Gegen „das Volk“

In ihrer kritischen „Bestandsaufnahme“ zur Lage der Kirche loben der Generalobere Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galarreta den „heroischen Akt“ ihrer Bischofsweihen, die der Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) vor 25 Jahren, am 30. Juni 1988, vornahm. Da die Weihen vom Papst untersagt waren, zogen sich die Beteiligten damals die Exkommunikation zu, die Benedikt XVI. im Jänner 2009 wieder aufhob.

Die Leiter der Piusbrüder stoßen sich in dem Dokument besonders an der „neuen Messe“, die von einem „ökumenischen und protestantischen, demokratischen und humanistischen Geist durchsetzt“ sei und „das Kreuzesopfer entleert“. Der Papst übe seit dem Konzil nicht mehr seine volle Amtsgewalt aus; der „neue Souverän“ sei das sogenannte „Volk Gottes“.

Geschichtlicher Abriss

Die FSSPX wurde 1969 von Lefebvre gegründet. Sie lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der „Heiligen Römischen Kirche“.

Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die FSSPX zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung. Die Trennung der römisch-katholischen Kirche von der Piusbruderschaft blieb auch auch nach Aufhebung der Exkommunikation 2009 aufrecht.

KAP

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