Rio vor Papstbesuch: Straßenschlacht mit Polizei

Demonstranten und Polizisten haben sich fünf Tage vor Beginn des Papstbesuchs in Rio de Janeiro im Nobelviertel Leblon eine Straßenschlacht geliefert.

Rund 2.000 Personen demonstrierten am Mittwochabend nahe der Wohnung von Gouverneur Sergio Cabral gegen dessen Amtsführung. Dabei äußerten die Demonstranten auch ihren Unmut gegen den Brasilienbesuch des Papstes. „Auf den Papst kann ich verzichten, ich will mein Geld für Gesundheit und Bildung“, zitierte die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA am Donnerstag Sprechchöre der Protestierenden.

Sie kündigten an, während des am Montag beginnenden Papstbesuchs und des am Dienstag beginnenden Weltjugendtages (WJT) täglich zu demonstrieren. In den vergangenen Tagen war bei den Behörden die Sorge gewachsen, dass Demonstranten den WJT für ihre Proteste ausnutzen könnten. Der Vatikan hatte sich aber gegen zu scharfe Sicherheitsmaßnahmen ausgesprochen.

Polizisten in Einsatzmontur setzen Tränengas gegen Demonstranten ein

Reuters/Lucas Landau

Polizisten beim Einsatz im Nobelviertel Leblon

Kritik an Ausgaben für Megaevents

Die Demonstranten fordern die Absetzung Sergio Cabrals, des Gouverneurs des brasilianischen Bundesstaates Rio de Janeiro, und des Bürgermeisters Eduardo Paes. Ihnen werfen sie vor, statt in Bildung und Gesundheit zu investieren, Milliardensummen für Megaevents wie den WJT, die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016 auszugeben. Vor allem Cabral wird zudem vorgehalten, sich persönlich zu bereichern.

Die Polizei musste aufgrund des Protestes einige Straßen in Leblon sperren, der Verkehr kam zum erliegen. Ein gleichzeitig an der Favela Rocinha stattfindender Protest erschwerte den Verkehr zusätzlich.

Die Sicherheitsbehörden zeigen sich besorgt über Störungen des Papstbesuchs. Statt der ursprünglich geplanten 8.500 Soldaten sollen nun 14.300 eingesetzt werden, berichten brasilianische Onlinemedien am Donnerstag.

Demonstranten in Rio de Janeiro

Reuters/Pilar Olivares

Die Demonstranten kritisieren die hohen Ausgaben aus öffentlicher Hand für Megaevents wie den Weltjugendtag oder die Fußball-WM

Derzeit keine Änderungen an Papst-Programm

Während der Vatikan Änderungen am offiziellen Besuchsprogramm des Papstes ablehnt, versuchen die lokalen Behörden, Transfers von Franziskus über die Straßen der Stadt zu verhindern. Sie fürchten, dass Demonstrationen den Verkehr lahmlegen könnten. In Sozialen Netzwerke haben bereits mehrere Gruppen für die Zeit des Papstbesuchs, der bis Sonntag dauert, Proteste in der Stadt angekündigt. Der erste Protest soll zeitgleich mit der Ankunft des Papstes am Montag stattfinden. Auch die Aktivistengruppe Anonymous hat bereits zu Protesten aufgerufen - mehr dazu in Anonymous ruft zu Protesten bei Papst-Visite in Rio auf.

Für Samstag, 27. Juli, haben Pro-Prostituiertenverbände zu einer „Demo der Huren“ (Marcha das vadias) aufgerufen. Bürgermeister Paes unterstrich, Demonstrationen gehörten zur demokratischen Kultur des Landes und würden daher nicht unterbunden.

Sicherheitsbehörden prüfen derzeit auch, den offiziellen Empfang von Papst Franziskus durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff zu verlegen. Rousseff will den Papst am Montag am Internationalen Flughafen von Rio begrüßen; der offizielle Empfang soll allerdings danach in der Residenz des Gouverneurs von Rio stattfinden.

Bereits vor einigen Tagen hatten Demonstranten den Palast während einer gewaltsamen Protestveranstaltung belagert. Das führe die Behörden zu der Einschätzung, dass die Sicherheit dort nicht gewährleistet sei, hieß es.

Der offizielle Empfang, bei dem es ein Vieraugengespräch zwischen dem Papst und Rousseff geben soll, könnte nun direkt im Empfangsbereich des Flughafens stattfinden.

KAP

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