Papst besuchte Suchtkranke: Kampf den „Todeshändlern“

Papst Franziskus hat anlässlich eines Besuchs bei Drogenkranken die Gesellschaft zum Kampf gegen die Drogenkartelle aufgerufen und sich für einen barmherzigen Umgang mit Suchtkranken starkgemacht.

„Das Übel des Drogenhandels, das die Gewalt fördert und Schmerz und Tod sät, erfordert ein mutiges Handeln der gesamten Gesellschaft“, sagte Franziskus am Mittwoch im Spital Sao Francisco de Assis vor Drogenkranken und dem Behandlungspersonal. Er geißelte die vielen „Todeshändler“, die in einer vom Egoismus geprägten Gesellschaft „um jeden Preis der Logik der Macht und des Geldes folgen“. Franziskus hält sich anlässlich des Weltjugendtags in der brasilianischen Metropole auf.

Nicht für Liberalisierung

Eine Liberalisierung des Drogenkonsums wie in Teilen Lateinamerikas diskutiert hält der Papst allerdings nicht für ein geeignetes Mittel gegen die Sucht. Man müsse die dahinter liegenden Probleme angehen, „indem man sich für mehr Gerechtigkeit einsetzt“, forderte er.

Papst Franziskus mit einem Patienten einer Klinik für Suchtkranke in Rio de Janeiro

APA/EPA/Luca Zennaro

Franziskus mit einem Patienten der Einrichtung für Suchtkranke

So ließen sich die jungen Menschen in Not an Werte heranführen, die das Gemeinschaftsleben aufbauten und Hoffnung auf Zukunft schenkten. Wichtig seien jedenfalls barmherzige Samariter, die den leidenden und ausgegrenzten Menschen helfen: „Wir müssen alle lernen, wie der heilige Franziskus die Notleidenden zu umarmen.“

„Lasst Euch nicht die Hoffnung stehlen“

Die Menschen, die dort gegen ihre Sucht kämpfen, ermutigte der Papst, nicht aufzugeben. „Lasst Euch nicht die Hoffnung stehlen!“, rief er ihnen zu. „Du kannst wieder aufstehen, kannst wieder hochkommen - es ist mühsam, aber möglich, wenn Du es nur willst.“ Dieser Wille sei die unerlässliche Bedingung, um den Drogen zu entkommen. „Niemand kann stellvertretend für dich hochkommen“, sagte Franziskus.

Viele hätten nicht den Mut, diesen schwierigen Weg zu versuchen. Doch die Kirche und viele Helfer stünden an der Seite der Menschen. „Reichen wir dem, der in Not ist, dem, der ins Dunkel der Abhängigkeit gefallen ist - vielleicht ohne zu wissen wie -, die Hand“, so Franziskus.

„Viele Todeshändler“

Er ermutigte die Angehörigen der Süchtigen, die es oft schwer hätten, und dankte den Krankenhausbeschäftigten für ihren Einsatz. „Euer Dienst ist kostbar, verrichtet ihn immer mit Liebe. Es ist ein Dienst an Christus, der in den Brüdern und Schwestern gegenwärtig ist“, sagte der Papst.

Papst Franziskus feiert eine Messe in einer Klinik für Suchtkranke in Rio de Janeiro

APA/EPA/Luca Zennaro

In der Kapelle hielt Franziskus eine kurze Andacht mit Anwesenden ab

Das Krankenhaus nannte er ein „Heiligtum des menschlichen Leidens“ im Geist des heiligen Franziskus. Dieser habe erkannt, dass der wahre Reichtum nicht im Besitz und den weltlichen Götzen liege, sondern in der Nachfolge und im Dienst an den anderen. Es gebe viele „Todeshändler“, die um jeden Preis der Logik der Macht und des Geldes folgten.

Suchtkranke berichteten über Leiden

Vor der Rede hatten suchtkranke Patienten dem Papst über ihre Leidensgeschichte berichtet. In der Kapelle hatte Franziskus eine kurze Andacht mit Anwesenden abgehalten. Anschließend segnete der Papst einen neuen Therapietrakt, dessen Bau mit Hilfen der italienischen Bischofskonferenz finanziert wurde.

Das von einer franziskanischen Laiengemeinschaft geführte Spital Sao Francisco liegt am Südrand der Metropole an den Hängen des Nationalparks Tijuca. Die 1985 gegründete Einrichtung bietet sowohl Therapieplätze für Drogen- und Alkoholabhängige wie auch eine medizinisch-chirurgische Versorgung und verfügt inzwischen über rund 500 Betten.

Gebete für Opfer von Zugsunglück

Nach dem schweren Zugsunglück im spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela am Mittwochabend rief Franziskus am Donnerstag zu Gebeten für die Opfer auf. „Der Papst teilt den Schmerz der Familien und lädt dazu ein, zu beten und diesem tragischen Ereignis im Glauben zu begegnen“, sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi spanischen Medienberichten zufolge am Mittwochabend (Ortszeit) in einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

Mehr dazu:

Link: