Pakistan: Sicherheitslage für Muslime und Christen prekär

In Pakistan, wohin acht Asylwerber aus dem Wiener Serviten-Kloster abgeschoben werden sollen, ist die Sicherheitslage prekär. Opfer sind vor allem Christen, aber auch Muslime sind immer wieder betroffen.

Das Österreichische Außenministerium warnt vor Reisen nach Pakistan. Die Sicherheitslage sei „besorgniserregend“, heißt es auf der Website des Ministeriums unter Verweis auf terroristisch motivierte Gewalttaten, vor allem Sprengstoffanschläge und Selbstmordattentate. Betroffen seien vor allem religiöse und ethnische Minderheiten wie Christen und schiitische Muslime.

„Hohe Sicherheitsgefährdung“

Anschläge, „ausgeführt von fundamentalistischen Gruppen, wie den Taliban oder dem Terrornetzwerk Al-Kaida, kommen im ganzen Land vor“, heißt es wörtlich. Eine explizite Reisewarnung gibt es zwar nur für zwei Provinzen. Es gilt aber laut Ministerium für das ganze Land eine „hohe Sicherheitsgefährdung“. Aufgrund der hohen Terrorgefahr wird daher „von nicht unbedingt notwendigen Reisen abgeraten“.

In allen großen Städten komme es immer wieder zu Großkundgebungen und blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden politischen Gruppen oder kriminellen Banden. „Schwere Verbrechen wie Mord, Raub und Entführungen sind selbst untertags auf offener Straße nicht selten. Eine besondere Gefährdung durch politisch-religiöse Gewalttaten und Straßenkriminalität ist im gesamten Land gegeben“, schreibt das Ministerium.

Mehr Asylanträge von Personen aus Pakistan

Die Asylanträge von Personen aus Pakistan sind im ersten Halbjahr 2013 deutlich gestiegen. Von Jänner bis Juni wurden 629 Anträge gestellt, was ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ergibt. Dieser Zahl stehen allerdings nur zehn Personen aus Pakistan gegenüber, denen im ersten Halbjahr 2013 Asyl gewährt wurde.

Aufgrund der gestiegenen Zahl an Asylsuchenden aus Pakistan hat sich aktuell aber auch das Bundesasylamt näher mit der Lage in dem Land befasst und einen umfassenden Bericht geschrieben. Darin werden laut APA terroristische Aktivitäten der Taliban und anderer jihadistischer bzw. separatistischer Gruppierungen als „zentrale Problemstellung der Sicherheitslage des Landes“ bezeichnet.

Allerdings wird darin auch explizit darauf verweisen, dass die Sicherheitslage regional stark unterschiedlich sei. Der bei weitem überwiegende Anteil der Terroranschläge findet in der an Afghanistan angrenzenden FATA (Federal Administered Tribal Areas), der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, in der gering besiedelten Provinz Belutschistan sowie in der Wirtschaftsmetropole Karatschi statt.

Terror gegen Christen und Muslime

Erst vor wenigen Wochen waren Einrichtungen der deutschen Lepra-Ärztin und Ordensschwester Ruth Pfau nördlich von Karachi Ziele von Anschlägen. Dabei kamen mehrere Personen ums Leben. Im März diesen Jahres wurde in der Stadt Lahore das christliche Viertel „Joseph Colony“ von rund 3.000 muslimischen Extremisten angegriffen und verwüstet.

Bei einem Attentat gegen Angehörige der schiitischen Minderheit im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan kamen dieser Tage mehr als 60 Menschen ums Leben. Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich auf dem Marktplatz von Parachinar in die Luft. Die unwegsame Bergregion an der Grenze zu Afghanistan gilt als Rückzugsgebiet des Terrornetzwerks Al-Kaida und anderer radikaler Gruppierungen.

Bei einem Angriff auf einen Posten der Küstenwache in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan wurden am Wochenende sieben Angehörige der Sicherheitskräfte getötet. In Baluchistan operieren militante Separatisten- und radikalislamische Talibangruppen.

Rund 96 Prozent der Einwohner sind Muslime, 85 bis 90 Prozent davon Sunniten und zehn bis 15 Prozent Schiiten. Die übrigen vier Prozent der Bevölkerung sind Christen (1,5 Prozent), Hindus (1,6 Prozent) und Ahmadis (0,25 Prozent) sowie Sikhs, Parsis, Zikris, Bahais, Buddhisten und Kalasha.

KAP

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