Brasilien: Kirche kann Missbrauchsgesetz nicht stoppen

Wenige Tage nach der Abreise von Papst Franziskus aus Brasilien hat Präsidentin Dilma Rousseff ein von der Kirche kritisiertes Gesetz ratifiziert, das Opfer sexuellen Missbrauchs besser schützt.

Die linksgerichtete Politikerin setzte das Gesetz am Donnerstag ohne jegliche Einwände in Kraft, wie ihr Büro mitteilte. Damit sind künftig kostenlose Notbehandlungen für Missbrauchsopfer in öffentlichen Krankenhäusern und die Ausgabe von Medikamenten wie der „Pille danach“ erlaubt, um ungewollten Schwangerschaften vorzubeugen.

Papst Franziskus mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff

APA/EPA/Antonio Lacerda

Papst Franziskus mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff beim Weltjugendtag 2013

Die katholische Kirche und einige konservative Gruppierungen hatten die Staatschefin dazu gedrängt, zumindest einige der umstrittensten Passagen im Gesetzestext zu modifizieren. Kritiker sehen die Rechtsänderung als ersten Schritt hin zu uneingeschränkt legalen Abtreibungen, die bisher nur bei Vergewaltigungsfällen erlaubt sind oder dann, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Evangelikale drohen Rousseff

Einige besonders radikale Evangelikale hatten sogar gewarnt, Rousseff mit einer Kampagne vor den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr das Leben schwer zu machen, falls sie ihren Forderungen nicht nachkommen sollte.

Zwei Drittel der 194 Millionen Einwohner Brasilien sind Katholiken, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Das nationale Abtreibungsrecht ist ein traditionelles Streitthema und wurde schon im Wahlkampf 2010 hitzig debattiert. Rousseff hatte auf Druck christlicher Glaubensgruppen darauf verzichtet, Schwangerschaftsabbrüche straffrei zu machen und damit den Zorn von Feministinnen und eines Teils der politischen Linken auf sich gezogen.

APA/AFP

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