Baghajati: „Burka Avenger“ trägt keine Burka

Die pakistanische Comicserie „Burka Avenger“ sorgt für Aufregung. Für die einen wirbt die Heldin für das Tragen von Burkas, für andere werden religiöse Symbole missbraucht. Carla Amina Baghajati von der IGGiÖ hält beides für überzogen.

Baghajati, Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sieht der Comicserie „Burka Avenger“ entspannt entgegen und kann die Kritik daran nicht nachvollziehen: weder die der Konservativen, noch die der Liberalen.

Strengreligiöse sehen in „Burka Avenger“ („Burka-Rächerin“) eine Beleidigung der Religion und Missbrauch religiöser Symbole. Liberale Muslime und Menschenrechtler sehen in der Verkleidung der Hauptdarstellerin Jiya eine Verherrlichung der Burka, die in ihren Augen aber ein Symbol der Unterdrückung ist.

Poster der Serie "Burka Avenger"

AP Photo/Sebastian Abbot

„Burka Avenger“ (die „Burka-Rächerin“) kämpft mit Büchern und Stiften gegen Bösewichte

Keine Burka

Baghajati stellt gegnüber religion.ORF.at zuallererst klar, dass die Verkleidung der Heldin keine Burka ist: „Offensichtlich wirkt auch in Pakistan der Begriff ‚Burka‘ als Quotenbringer“, so Baghajati. Das Gewand der Lehrerin umschmeichle sanft ihren Körper und betone die Augen. Eine Burka hingegen sei das blaue, sackartige Gewand mit Gittergewebe vor den Augen.

Das Heldinnenkostüm erinnere sie eher an die Kleidung von Aktivisten oder ein Ninja-Outfit. Das als Burka-Werbung zu verstehen, sei kurzsichtig und mit denjenigen, die die Burka als religiöses Symbol bezeichnen, würde sie sich gerne auf eine Diskussion einlassen, sagte die IGGiÖ-Frauenbeauftragte.

Carla Amina Baghajati

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Carla Amina Baghajati ist Frauenbeauftragte der IGGiÖ und Mitgünderin der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen

Baghajati betont, dass die Burka kein religiöses Symbol sei, genauso wenig wie das Kopftuch. Dieses gehöre zur religiösen Praxis der meisten muslimischen Frauen, der Ganzkörperschleier sei allerdings ein „Minderheitenprogramm“.

Mittel zur Verschleierung der Identität

Daher sieht sie die Kleidung der Heldin wie deren Erfinder, Haroon Rashid: zwar auf die kulturelle Herkunft der Heldin bezogen, aber ohne religiösen Bezug. Rashid, ein pakistanischer Popstar, wird von dpa-Reporter Zia Khan mit den Worten zitiert: „Es ist nur ein Mittel, um der Person zu helfen, ihre Identität zu verschleiern. Sonst nichts.“

Wesentlich für Baghajati ist bei ihrer Beurteilung auch, dass Jiya ihre Vekleidung nicht immer trägt, sondern nur, wenn sie unkenntlich sein möchte. Ansonsten ist die Protagonistin lässig gekleidet - mehr dazu in news.orf.at Es liege eher der Vergleich mit Batman oder Superman nahe, die ebenfalls nur in bestimmten Situationen Kostüme anlegen und damit fliegen können.

Positive Botschaft

Die Botschaft der Serie, die auch über die Grenzen Pakistans ausgestrahlt werden soll, beurteilt Baghajati positiv. Die Heldin - eine Lehrerin - kämpft für die Erhaltung von Schulen, gute Bildung und gegen Korruption. Ihre Waffen sind Stifte und Bücher, „das gefällt mir besonders“, so Baghajati. Denn Bildung sei der Schlüssel für alles. Und die Botschaft, dass Mädchen gebildet und stark sein können, sei durchaus positiv.

Sie hätte jedenfalls kein Problem damit, wenn ihre Kinder sich die Serie anschauen würden, „alles, was Diskussion anregt, ist gut“. Wie gut die Serie wirklich ist, könne sie erst beurteilen, wenn sie mehr davon gesehen habe. Baghajati merkt aber an, dass es wichtig sei, mit Kindern über das Gesehene zu sprechen, also Inhalte aufzuarbeiten. Über die eventuelle Ausstrahlung auch in Europa macht sie sich keine Sorgen, denn „das Internet erreicht sowieso den, der es will“.

Nina Goldmann, religion.ORF.at

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