Schlepperakt: Caritas „fassungslos, wütend, erleichtert“

Das Bekanntwerden der Ermittlungsakten über die der Schlepperei verdächtigten pakistanischen Flüchtlinge hat bei der Wiener Caritas zu bestürzten Reaktionen geführt.

„Ich schwanke zwischen Fassungslosigkeit, Wut und Erleichterung“, schrieb Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, in seinem Facebook-Account. Auslöser ist ein Vorabbericht der Wochenzeitung „Falter“ von Dienstag. Der Fall der inhaftierten ehemaligen Bewohner des Servitenklosters wurde vom Innenministerium „wesentlich dramatischer präsentiert, als er vermutlich ist“, heißt es in der Vorabmeldung zum „Falter“-Bericht, der sich auf die Akten sowie auf Interviews mit Sprechern der Staatsanwaltschaften Wien und Wiener Neustadt beruft.

Klaus Schwertner

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Klaus Schwertner

„Zugespitzte polizeiliche Schätzungen“

In den Akten würden weder Hinweise auf angebliche Millionenbeträge auftauchen, die die ehemaligen Bewohner der Votivkirche und des Servitenklosters kassiert haben sollen, noch jene auf Gewalthandlungen wie etwa Aussetzungen schwangerer Frauen während der Flucht, die Innenminsterin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in einem Interview angeführt hatte, so der „Falter“.

Laut den Sprechern der Anklagebehörden seien derartige Vorwürfe nur aus den Medien bekannt. Die „zehn Millionen Euro“, die die Flüchtlinge laut Polizei bekommen haben sollen, seien nicht Akteninhalt, sondern nur „zugespitzte polizeiliche Schätzungen“.

„Wahlkampf auf Rücken der Schwächsten“

Derzeit beweise nichts, ob die Verdächtigen für mutmaßliche Schleppungen überhaupt Geld bekommen hätten, allenfalls handle es sich bei den Beträgen „um ein paar hundert“ Euro. Die einstigen Votivkirchen-Flüchtlinge seien „sicherlich keine großen Bosse“, so die Einschätzung von Erich Habitzl von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt laut „Falter“.

Caritas-Generalsekretär Schwertner schrieb in seinem Facebook-Posting, es sei „zum Schämen, wie auf dem Rücken der Schwächsten in Wahlkampfzeiten Politik gemacht wird“. Zum wiederholten Male stellte er die Frage: „Es gilt die Unschuldsvermutung ... für wirklich alle Menschen in unserem Land???“

KAP

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