Slowenien: Vatikan legt Bischöfen Exil nahe

Der Vatikan hat den beiden vor kurzem zurückgetretenen slowenischen Bischöfen Anton Stres (Ljubljana) und Marjan Turnsek (Maribor) laut Medienberichten nahegelegt, das Land zu verlassen.

Die beiden Geistlichen waren vor etwa einem Monat wegen eines Finanzskandals in der Erzdiözese Maribor zurückgetreten. In den Dekreten, mit denen Papst Franziskus die Rücktritte der Erzbischöfe annahm, stehe nichts zu deren späteren Privatleben, hieß es laut der Nachrichtenagentur STA aus der slowenischen Bischofskonferenz am gestrigen Donnerstag. Es wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass sie „private Empfehlungen“ in diesem Zusammenhang erhielten.

Erzbischof Anton Stres (Ljubljana), Nuntius Juliusz Janusz und Erzbischof Marjan Turnsek (Maribor)

APA/EPA/Picasa

Die Bischöfe Anton Stres (l.) und Marjan Turnsek (r.) boten dem Papst vor etwa einem Monat wegen des Finanzskandals ihren Rücktritt an

Bereits nach ihrem Rücktritt hatten Stres und Turnsek bekannt gegebenen, der Vatikan habe ihnen empfohlen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Von Exil war damals aber keine Rede. Nach Informationen der Tageszeitung „Dnevnik“ bestehen jedoch keine Zweifel, dass der Vatikan für die beiden einen Rückzug ins Ausland vorgesehen hat.

Turnsek noch nicht pesionsreif

Allerdings sollen dabei wegen unterschiedlicher finanzieller Umstände Probleme aufgetreten sein: Stres bezieht als emeritierter Philosophieprofessor eine Pension und könnte problemlos im Ausland leben. Er soll demnach nach Paris ziehen. Turnsek sei demgegenüber für die Pension zu jung, sein Einkommen reiche nicht aus, berichtete „Dnevnik“. Vor diesem Hintergrund soll er mit der zuständigen vatikanischen Kongregation vereinbart haben, in einem slowenischen Kloster zu bleiben.

Die Erzdiözese Maribor soll über Beteiligungen an Firmen Schulden in Höhe von 800 Millionen Euro angehäuft haben. Beide Bischöfe sollen für den Schaden verantwortlich sein. Bereits Turnseks Vorgänger Franc Kramberger war 2011 in Folge des Finanzskandals zum Rücktritt gezwungen. Erst im vergangenen Jahr hatte ihm zudem der Vatikan angeordnet, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen.

Der Vatikan hatte schon einmal einen Landesverweis über einen Erzbischof verhängt: Der pensionierte Laibacher Erzbischof Alojz Uran (68) war Ende 2010 überraschend zurückgetreten - offiziell aus Gesundheitsgründen. Laut Medienberichten musste er seine slowenische Heimat dann wegen eines Skandals um eine angebliche Vaterschaft verlassen. Er lebt jetzt in einem Frauenkloster in Triest.

APA

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