D: Gläubige kritisieren „Luxus-Bischof“

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird wegen seines Führungsstils kritisiert. Etwa 3.500 Menschen haben bisher einen offenen Brief unterschrieben. Elst hat sich bei den Gläubigen entschuldigt.

Der umstrittene katholische Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, hat sich bei den Gläubigen seines Bistums wegen der ihm vorgeworfenen Verschwendung entschuldigt. „Rückblickend gibt es Dinge, die ich anders angehen würde“, heißt es in einem Brief des Bischofs, der am Sonntag in den Kirchen des Bistums verlesen wurde. Zugleich wurden allerdings neue Vorwürfe gegen Tebartz-van-Elst bekannt.

Vorwurf: Prunk und Luxus

Bei den Vorwürfen gegen den Bischof geht es unter anderem um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien, wo Tebartz-van Elst die Slums von Bangalore besucht hatte, sowie um drastische Kostensteigerungen beim Ausbau seines Bischofssitzes. Der Bischof wird für den Anstieg der Baukosten des Bischofssitzes von ursprünglich veranschlagten 5,5 Millionen Euro auf mutmaßlich 15 bis 20 Millionen Euro verantwortlich gemacht. Handwerker haben nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ den Neubau des Bischofssitzes trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen dokumentiert.

Auf hunderten Fotos wurden demnach nahezu alle Bauphasen des Arbeits- und Wohnsitzes des Bischofs festgehalten. Die Fotodokumentation musste laut „Spiegel“ konspirativ entstehen, weil die Baustelle gegen unerwünschte Einblicke von außen massiv abgeschirmt war. Tebartz-van Elst hatte bislang eine Offenlegung der Baukosten verweigert und den Kostenanstieg mit Denkmalschutzauflagen begründet. In seinem Entschuldigungsbrief versprach er Aufklärung, bat aber auch um Geduld und Vertrauen.

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

APA/AP/Michael Probst

Tebartz-van-Elst bei der Segnung eines neuen Kindergartens in Frankfurt am 29. August

In den vergangenen Tagen hatten sich hunderte Katholiken in einem offenen Brief gegen die Amtsführung des Bischofs gewandt. „Die Bistumsleitung muss umgehend einen anderen Weg einschlagen, will sie die katholische Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus glaubhaft und glaubwürdig vertreten“, heißt es in dem Schreiben.

Neben Kritik auch Unterstützung

Der offene Brief der Kritiker, der in mehrere Städte des Bistums versandt wurde, gilt auch als Zeichen der Solidarität mit dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz. Dem soll der Bischof Medienberichten zufolge nach einem kritischen Fernsehinterview den Rücktritt nahe gelegt haben. Das Bistum bestreitet diese Interpretation.

Inzwischen haben sich aber auch Unterstützer des umstrittenen Bischofs zu Wort gemeldet. Das streng konservative „Forum Deutscher Katholiken“ ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf. Die Unterschriftenaktion der Kritiker richte sich im Grunde nicht gegen angeblich begangene Fehler, sondern gegen dessen „kirchentreue theologische Einstellung“, heißt es in dem Aufruf.

Kirchenrechtler: „Vertrauenskrise“

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sprach in der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“ von einer „tiefen Vertrauenskrise und Sprachlosigkeit zwischen Bischof und Gläubigen“ im Bistum Limburg. Die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, mahnte in einem KNA-Interview alle Beteiligten zu „Offenheit, Demut und Ehrlichkeit in den Gesprächen“. Die Diözesanversammlung ist die oberste gewählte Vertretung der diözesan engagierten Laien.

Rückendeckung erhielt der Limburger Bischof durch die Frankfurter Theologin Barbara Wieland. Formell sei der Bischof zwar für alles verantwortlich, was in seiner Diözese geschehe, sagte Wieland, die auch Präsidiumsmitglied der Diözesanversammlung ist, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. De facto aber hätten viele zur Krise beigetragen, etwa durch die Weitergabe von Informationen aus vertraulichen Sitzungen. Nicht alle seien gegen den Bischof, betonte Wieland. Aber seine Befürworter trauten sich nicht mehr, das zu sagen.

In Wahrheit sei Tebartz-van Elst ein aufmerksamer Gesprächspartner. Er begegne anderen wertschätzend und nehme sich für sie Zeit. Ihm werde „vieles unterstellt, was nicht stimmt“, so die Theologin, die zugleich Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist.

Fehler eingestanden

Tebartz-van Elst hat indes Fehler eingeräumt. In seinem Brief an die Gläubigen schrieb er: „Auch ein Bischof ist nicht über jeden Zweifel erhaben und muss Kritik vertragen können, das ist wahr.“ Weiter heißt es: „Ich schätze Ihre skeptischen und kritischen Fragen. Aber mehr noch brauche ich Ihr Vertrauen. Wo nur noch Verdacht und Misstrauen regieren, kann keine christliche Gemeinschaft lebendig werden.“

„Ich glaube schon, dass es noch wichtiger gewesen wäre, viel mehr zu kommunizieren. Wir haben es versucht“, sagte er dem Kölner Domradio. Er nehme die Kritik ernst, erklärte der Bischof. Auf die Frage, ob er heute etwas anders machen würde, sagte er: „In der Rückschau wird manches viel klarer und man weiß, was man nicht noch mal wieder so tun würde.“ Zur Kritik am neuen Bischofssitz, der deutlich teurer wurde als geplant, sagte Tebartz-van Elst: „Wir wollen die Kosten offenlegen, damit auch verständlich wird, wie hier gebaut worden ist und was die Mehrkosten verursacht hat.“ Er rechtfertigte den Bau als Ort der Gastfreundschaft und Begegnung.

Ende August war der Bischof zu einem Gespräch mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, in Rom zusammengetroffen, wie der Sprecher der Diözese Limburg, Stefan Schnelle, auf Anfrage der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA bestätigte. Tebartz-van Elst hatte den Angaben zufolge von sich aus kurzfristig um einen Termin bei Ouellet gebeten. Der Bischof habe bei dem Gespräch „größte Unterstützung und Solidarität in der aktuellen Situation erfahren“, so Schnelle.

religion.ORF.at, dpa/KAP

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