Missbrauch: Vatikan-Diplomat entlassen

Der Gesandte des Vatikans in der Dominikanischen Republik, der Pole Josef Wesolowski, ist wegen des Vorwurfs des Kindesmissbrauchs seines Amtes enthoben worden.

Wesolowski sei in den vergangenen Wochen von seinem Amtspflichten entbunden und in den Vatikan zurückberufen worden, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwochabend gegenüber Medien. Der Vatikan habe Untersuchungen gegen seinen Repräsentanten eingeleitet.

Papst Franziskus hatte, wie bereits sein Vorgänger, bald nach Amtsbeginn ein hartes Vorgehen bei Missbrauchsfällen durch katholische Geistliche angekündigt. Laut der römischen Nachrichtenagentur „I.Media“ hat er seinen Nuntius bereits am 21. August abgezogen. Wesolowski war seit fünf Jahren im Amt.

Erzbischof Josef Wesolowski

Reuters/Luis Gomez/Diario Libre

Erzbischof Josef Wesolowski

Auch staatliche Behörden ermitteln

Auch der dominikanische Justizminister, Francisco Dominguez Brito, bestätigte am Mittwoch parallel dazu laufende staatliche Ermittlungen gegen Wesolowski, berichtet die Zeitung „El nuevo Diario“ (Santo Domingo) am Donnerstag. Ausgang der Untersuchungen sind Berichte lokaler Medien, denen zufolge der 65-jährige Geistliche in einem Raum gemeinsam mit Ministranten geschlafen und Sex mit Buben gegen Bezahlung gehabt haben soll.

Für Donnerstag (Ortszeit) wird laut dem spanischen Nachrichtenportal „InfoCatolica“ eine Stellungnahme von Kardinal Nicolas de Jesus Lopez Rodriguez erwartet, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Karibikstaates. Man werde informieren „über die jüngsten Skandale, die mit einigen Kirchenmitgliedern in Zusammenhang gebracht wurden“, hieß es dazu.

Zwei weitere Geistliche verdächtigt

Auch gegen zwei weitere in der Dominikanischen Republik tätige Geistliche laufen Untersuchungen wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Einer von ihnen ist ein Pfarrer, der 15 Frauen missbraucht haben soll; der andere Priester habe sich an Kindern vergangen. Bislang lägen allerdings noch keine Beweise, sondern lediglich Anschuldigungen und Medienberichte vor, betonte Staatsanwalt Dominguez Brito.

Der Erzbischof von Santiago de los Caballeros, Ramon Benito de la Rosa y Carpio, bat die mutmaßlichen Opfer des Missbrauchs bereits am Mittwoch (Ortszeit) öffentlich um Entschuldigung: „Wir bitten die betroffenen Menschen, ihre Familien, die Gesellschaft und das einfache Volk um Entschuldigung, die wir mit einem schlechten Beispiel beleidigt haben“, heißt es in einem Schreiben der Diözese, aus dem die Tageszeitung „El Dia“ zitiert. Ein Anwalt, der die Rechte der mutmaßlichen Opfer vertritt, will laut Medienberichten vom Donnerstag in drei Fällen Anzeige erstatten.

Der Rektor der örtlichen Päpstlichen Universität, Agripino Nunez Collado, bestätigte der Zeitung, dass der Vatikan eine Untersuchung gegen den abgelösten Nuntius Wesolowski eingeleitet habe. Konkret werde ihm vorgeworfen, sieben Kinder sexuell missbraucht zu haben. Dies sei in kirchlichen Einrichtungen geschehen. Seine Verfehlungen seien „unverzeihlich“, so Nunez Collado.

Kritik von Opferverband

Kritisiert wurde die Abberufung Wesolowskis am Donnerstag vom Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester (SNAP). Das Netzwerk wirft Papst Franziskus vor, wie seine Vorgänger „geheim und rücksichtslos“ zu agieren, weil erst jetzt bekannt wurde, dass Wesolowski bereits vor zwei Wochen abberufen wurde.

„Die Verantwortlichen in der Katholischen Kirche handeln nur, wenn sie durch medialen Druck dazu gezwungen werden“, sagte die Vorsitzende der US-Opferorganisation, Barbara Dorris. Zudem habe sich der Vatikan im Fall des Botschafters zunächst nicht zu den Vorwürfen und dem Grund der Amtsenthebung geäußert.

religion.ORF.at; KAP