Frankreichs Schulen bekommen „Charta der Laizität“

In Frankreichs Schulen wird künftig ein Grundsatzpapier aushängen, das über die Regeln zur Trennung von Staat und Kirche aufklärt. Kritik daran kommt von Muslimen und Elternverbänden.

Der französische Bildungsminister Vincent Peillon präsentierte am Montag in einem Gymnasium östlich der Hauptstadt Paris die sogenannte „Charta der Laizität“. Die Laizität sei eine „Bildungssache“ und ein „Kampf, um alle zusammenzubringen“, sagte der Minister in der Schule in La Ferté-sous-Jouarre. Das Dokument soll in den kommenden Tagen an allen öffentlichen Schulen gut sichtbar ausgehängt und bei Elterntreffen vorgestellt werden.

Kontroversielles Thema

In Frankreich gilt eine strenge Trennung von Kirche und Staat, das Thema sorgt aber immer wieder für Kontroversen. Die Charta der Laizität umfasst 15 Absätze und verkündet in der ersten Hälfte Grundsätze des Laizismus wie die Neutralität des Staates in Glaubensfragen und den „Respekt aller Glaubensrichtungen“. Danach werden einige bereits bestehende Regelungen aufgeführt: Lehrer „dürfen ihre politischen und religiösen Ansichten in der Ausübung ihres Berufs nicht zum Ausdruck bringen“. Auch Schülern wird untersagt, mit Symbolen und Kleidung einen Glauben bewusst zur Schau zu stellen.

In dem Grundsatzpapier heißt es weiter, kein Schüler dürfe seine religiöse oder politische Überzeugung anführen, um die Behandlung bestimmter Themen im Unterricht anzufechten. Damit soll verhindert werden, dass etwa das Besprechen der Evolutionslehre im Unterricht in Frage gestellt wird.

Kritikpunkte

Der Französische Rat der Muslime (CFCM) kritisierte, die Charta enthalte „Anspielungen“ auf die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft Frankreichs. CFCM-Präsident Dalil Boubakeur sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass an das Gesetz aus dem Jahre 2004 erinnert werde, welches das Tragen auffälliger religiöser Symbole einschließlich des islamischen Kopftuchs in den staatlichen Schulen verbietet. „90 Prozent der Muslime werden den Eindruck haben, dass sich diese Charta an sie richtet. Dabei stellen 99 Prozent von ihnen gar kein Problem für die Laizität dar“, sagte Boubakeur.

Der Elternverband Peep beklagte, dass in der Charta Themen wie beispielsweise der Christbaum fehlten, bei dem es einen religiösen Bezug gibt. Gleiches gelte für das Essen in Schulkantinen, sagte Peep-Vertreterin Valérie Marty. So gebe es manchmal Aufregung, wenn am Freitag Fisch angeboten werde.

Bildungsminister Peillon erinnerte die Schulen daran, dass sie neben der Charta auch die französische Flagge, den Wahlspruch „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte aushängen müssen. Ab 2015 soll außerdem ein Unterricht in „laizistischer Moral“ an den Schulen eingeführt werden.

APA/AFP

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