Kapellari: Alternativen zu Zölibat „nicht zu Ende gedacht“

Für einen differenzierten Umgang mit dem zuletzt viel diskutierten Thema Pflichtzölibat für Priester hat sich der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari ausgesprochen.

„Kein für die Kirche besonders relevantes Thema darf mit einem Denk- oder Sprechtabu verbunden sein“, sagte Kapellari im Rahmen der derzeit auf Schloss Seggau stattfindenden steirischen Pfarrerwoche. „Forderungen nach Veränderungen wurden und werden aber in vielen Fällen nicht zu Ende gedacht. Ihre undifferenzierte Erfüllung würde wahrscheinlich viel Schaden anrichten“, warnte der Bischof den bei der traditionellen Weiterbildungsveranstaltung versammelten steirischen Klerus.

Spannungen nicht verdrängen

Der Priestermangel in Österreich sei zwar weniger gravierend als in anderen Ländern, aber die heimischen Strukturen des kirchlichen Lebens erforderten „eine viel größere Zahl von Priestern (...), als wir heute haben oder morgen haben werden“. Das führe zu Spannungen, die laut Kapellari nicht verdrängt werden dürften „und denen wir nur gemeinsam mit den Laienchristen und mit der Weltkirche begegnen können“.

Bischof Egon Kapellari

APA/Barbara Gindl

Der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari

Harmonie sei diesbezüglich „noch auf Jahre hinaus nicht zu erwarten“, gab sich der Bischof illusionslos, „aber die Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre und die damit verbundenen Verletzungen waren, wie ich sehr hoffe, nicht vergeblich, sondern in manchem sogar fruchtbar“. Besonders Papst Franziskus habe hier schon zu einigen „Entkrampfungen“ beigetragen.

„Nicht unkritisch einseitig gegen Zölibat“

Über die Zölibatsverpflichtung für römisch-katholische Priester hatte sich der designierte Päpstliche Staatssekretär, Erzbischof Pietro Parolin, zuletzt geäußert. Kapellari äußerte Dankbarkeit, dass auch selbst von dem Thema betroffene Priester „nicht unkritisch einseitig gegen den verpflichtenden Zölibat Stellung nehmen“.

Die Alternativen dazu sieht Kapellari „ja keineswegs zu Ende gedacht“, ein „Blick auf das Ganze“ sei unabdingbar. Widerstand auch gegen „Forderungen, die durch Meinungsumfragen massiv abgesichert erscheinen“ könne durchaus prophetisch sein. Letztes Kriterium sei das Zielgebot für das Kirchenrecht „Suprema lex est salus animarum“: „Das höchste Gesetz ist das Heil der Seelen“.

Hoffnung auf guten Nachfolger

Im Blick auf die anstehende Ernennung eines Nachfolgers an der Spitze der Diözese Graz-Seckau sagte Kapellari, er teile die zuletzt von Generalvikar Heinrich Schnuderl geäußerte Hoffnung, „dass wir einen Bischof bekommen, der die Steiermark gut kennt und gut leiten kann“. Er habe mit Vollendung seines 75. Lebensjahres bereits vor mehr als zwei Jahren um Emeritierung ersucht, sei aber „bereit, im Blick auf das Wohl der Kirche im Ganzen disponibel zu sein“.

Die Zeit seit dem Jänner 2011 bis heute sei für die Diözese „wohl keine verlorene Zeit“ gewesen, „weil vieles auch in die Zukunft der Diözese Weisendes getan wurde, ohne meinen Nachfolger ungebührlich zu präjudizieren und also einzuengen“. Die Diözese Graz-Seckau erweise sich im Vergleich mit anderen Diözesen des deutschen Sprachraumes als sehr lebendig und sei „durch die hier wie überall anderswo gegebenen Schwierigkeiten nicht gelähmt“.

Die noch bis Donnerstag andauernde Pfarrerwoche auf Schloss Seggau ist dem Thema „Die Frage nach Gott in unserer Zeit“ gewidmet. Referent ist der renommierte deutsche Theologe Jürgen Werbick, Nachfolger von Johann Baptist Metz auf dem Lehrstuhl für Fundamentaltheologie in Münster. Er spricht im Rahmen der Tagung über die Frage einer „Gottes-Krise“ und sich daraus ergebenden Herausforderungen. Auch „Chancen und Verführungen“ von Gottesbildern wird Werbick mit den steirischen Pfarrern erörtern.

religion.ORF.at/KAP

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