Schönborn: In Erzdiözese „Wille zum Aufbruch“

Kardinal Christoph Schönborn ortet in der Erzdiözese Wien einen „deutlichen Willen zum Aufbruch“. Er zieht am Beginn des neuen Arbeitsjahres Zwischenbilanz über den diözesanen Reformprozess „APG 2.1“.

In einem persönlichen Brief an die kirchlichen Mitarbeiter und alle Gläubigen der Erzdiözese schreibt Schönborn, es herrsche ungeachtet mancher Ängste, Sorgen und Enttäuschungen eine „große Bereitschaft“ vor, „sich inmitten der gesellschaftlichen Veränderungen auch auf einen kirchlichen Wandel einzulassen“.

Als maßgebliche Kriterien dafür hält der Kardinal fest: „Das entscheidende Wachstum der Kirche geht in die Tiefe“, und: Zugleich müsse die Kirche den Blick von sich selbst nach außen wenden. Es gelte „hinauszugehen zu den Menschen, zu den Armen, den Einsamen, den Verzweifelten, den Sinnsuchenden“.

Diözesanversammlung im Oktober

Schönborn schrieb seinen Brief im Vorfeld der für Oktober geplanten nächsten Diözesanversammlung im Rahmen von „APG 2.1“ und nach einer vorbereitenden Klausur dazu mit der Wiener Diözesanspitze und Verantwortlichen für die Seelsorge. Rund 1.500 Delegierte aus den Pfarren und Gremien der Erzdiözese werden von 17. bis 19. Oktober im Stephansdom „auf den zurückgelegten Weg schauen und voreinander und mit Gott klären, wie es weitergehen kann“, schreibt der Kardinal.

Der Reformprozess begann unter dem Anspruch, die „Apostelgeschichte weiterzuschreiben“ („APG 2010“), im Oktober 2009 mit einer ersten Diözesanversammlung, weitere folgten im März und Oktober 2010. Die Fortsetzung „APG 2.1“ soll durch einen geistlichen Aufbruch sowie durch Strukturverbesserungen neue, missionarische Initiativen fördern. Das Motto „Mission first“, also die Sendung der Kirche, stehe für den „Grundauftrag unseres Christseins“, betont Schönborn.

Öffnung „sprengt alle kirchlichen Formen“

Die auch von Papst Franziskus eingeforderte Öffnung der Kirche für die Armen, Einsamen, Verzweifelten, Sinnsuchenden „sprengt alle kirchlichen Formen, die zu sehr um sich selber kreisen“. Schönborn: „Denn Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist.“

Ausdruck des Willens, „neu nach dem Willen Gottes für uns heute zu fragen und auf die Menschen in ihrer Umgebung offen zuzugehen“, sind nach den Worten des Kardinals z. B. Pilotprojekte in den Wiener Dekanaten 10 und 15, die „Pfarre Neu“ der Oblaten des heiligen Franz von Sales im Dekanat 19, eine „Jüngerschule“ im Dekanat 23 und die Pfarre Cyrill & Method in Wien-Floridsdorf mit ihren missionarischen Impulsen.

„Geistliches Wachstum sehr wichtig“

Der kirchliche Erneuerungswille zeige sich auch „in scheinbar kleinen Schritten“. Schönborn erwähnte als Beispiele das „Bibel-Teilen“ bei einer Pfarrgemeinderatssitzung oder eine Intensivierung des Gebets.

„Mir ist diese Ausrichtung auf das geistliche Wachstum sehr wichtig“, betonte der Kardinal. Er verstehe den Erneuerungsprozess in der Erzdiözese zuallererst als geistlichen Weg. Schönborns Schlusssatz: „Wenn wir dem Gebet Raum und Zeit geben, werden all nötigen organisatorischen Überlegungen und Aktivitäten einen guten Boden haben.“

religion.ORF.at/KAP

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