Syrien-Flüchtlinge: Kirchen an Auswahl beteiligt
Wie eine Kathpress-Anfrage ergab, kursieren zwei unterschiedliche Listen, die dem Innenministerium als Grundlage für die Entscheidung der ersten 250 aufzunehmenden Personen seitens der Kirchen vorliegen. Einerseits legte die katholische Kirche in Zusammenarbeit mit Kirchen vor Ort eine Vorschlagsliste mit 42 schutzbedürftigen Personen vor. Eine weitere Liste potenziell Aufzunehmender stammt vom Bischofsvikar der syrisch-orthodoxen Kirche in Wien, Emanuel Aydin. Er gab an, im Namen des syrisch-orthodoxen Metropoliten von Jazirah und Euphrates, Matta Roham, zu handeln.
Reuters/Jamal Saidi
Im Laufe der nächsten Woche sollen die ersten zehn Syrien-Flüchtlinge nach Österreich kommen. Sie sollen Teil jener 250 von insgesamt 500 auszuwählenden Personen sein, die das Innenministerium basierend auf den kirchlichen Vorschlägen bestimmt. Die weiteren 250 Flüchtlinge sollen vom UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR vorgeschlagen werden.
Kritik an der Aufteilung
Diese Aufteilung wird unter anderem von Amnesty International (AI) und der Initiative Religion ist Privatsache kritisiert. Christine Newald von AI meint dazu, es sei wohl ein politisches, aber kein menschenrechtliches Kriterium, da man davon ausgehen könne, dass Christen in Österreich besser aufgenommen würden, so Newald im Ö1-Mittagsjournal. Die Initiative Religion ist Privatsache bezeichnet in einer Aussendung vom Freitag das Vorgehen als Selektion, die „an sehr, sehr dunkle Zeiten, die von der österreichischen Politik offensichtlich schon längst vergessen wurden“, erinnere.
„Auf unserer Liste sind Personen, die sich auf der Flucht befinden und sich großteils in den Nachbarländern Syriens, also zumeist in Jordanien, Libanon und der Türkei aufhalten. Sie wurden einerseits durch die Bischöfe und Geistlichen vor Ort ermittelt, andererseits durch deren Verwandte und Angehörige, die sich in Österreich befinden“, so der syrisch-orthodoxe Bischofsvikar Aydin gegenüber Kathpress.
Entscheidung liegt beim Innenministerium
Untergebracht werden sollen sie dementsprechend bei Verwandten und Bekannten in Österreich, so Aydin. „Die Liste wird tagtäglich größer, ich bekomme immer neue Anfragen und Ansuchen. Derzeit befinden sich 850 Personen darauf“, sagte der Bischofsvikar. Welche Flüchtlinge tatsächlich nach Österreich kommen und welche nicht, entscheide letztlich das Ministerium. Er selbst assistiere in der Flüchtlingsfrage nur dem syrisch-orthodoxen Erzbischof Matta Roham, so Aydin.
Reuters/Thaier al-Sudani
Die zweite Liste mit 42 potenziell Aufzunehmenden entstammt der Zusammenarbeit von katholischer Kirche mit den Kirchen in der Krisenregion. „Es handelt sich um Vorschläge, die Entscheidung liegt freilich einzig beim Innenministerium“, betonte der Sekretär Kardinal Christoph Schönborns, Hubert Philipp Weber, von der Erzdiözese Wien.
Flüchtlinge mit Österreich-Bezug bevorzugt
Die Vorschläge des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR wähle nach einem Kriterienkatalog gemäß der obersten Prämisse der Schutzbedürftigkeit aus, so der Leiter des UNHCR-Büros in Österreich, Christoph Pinter, im Ö1-Morgenjournal am Freitag: „Wenn sich darunter dann Personen befinden, die Anknüpfungspunkte nach Österreich haben, werden diese ziemlich sicher bevorzugt behandelt werden, weil es natürlich Sinn macht, solche Leute nach Österreich zu holen.“
Unter besondere Schutzbedürftigkeit fallen laut UNHCR etwa medizinische Notfälle, Gewaltopfer, Kinder und Frauen. Noch zu klären sei, aus welchen Nachbarländern Syriens die Flüchtlinge nach Österreich kommen werden.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gab am Donnerstag bekannt, dass nach Übermittlung völkerrechtlicher Verpflichtungen an das UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) die ersten Syrien-Flüchtlinge bis Montag in Österreich ankommen können.
religion.ORF.at/KAP