Slowakei: Kirchen verweigern Vermögensauflistung

In der Slowakei soll die Kirchenfinanzierung neu geregelt werden. Einige Kirchen, darunter die römisch-katholische, wehren sich allerdings gegen die für eine Reform notwendige Offenlegung ihres Vermögens.

Nur sieben von insgesamt 18 in der Slowakei registrierten Kirchen haben bisher dem Staat detaillierte Auflistungen ihrer Besitztümer zur Verfügung gestellt, berichteten Medien am Mittwoch. Die vom zuständigen Kulturminister Marek Madaric bestimmte Frist, innerhalb der die Glaubensgemeinschaften ihr Vermögen offenlegen sollten, ist schon Anfang der Woche verstrichen.

Genaue Informationen sind notwendig, damit das Ministerium die beabsichtigte Neuregelung der Kirchenfinanzierung im Land umsetzen kann. Ohne genaue Zahlen sei es nicht möglich, ein gerechtes System zu etablieren, hieß es vonseiten der Regierung.

Vor allem die römisch-katholische als größte Kirche der Slowakei, aber auch die griechisch-katholische leisten laut der Tageszeitung „Hospodarske noviny“ Widerstand und weigern sich, die verlangten Vermögensauflistungen bereitzustellen. Es überwiege die Ansicht: Wenn der Minister derartige Angaben haben wolle, könne er sie auch selbst zusammenstellen lassen. Offiziell behauptet aber die katholische Kirche, Vermögenslisten gebe es intern nicht, und es sei äußerst schwierig solche auszuarbeiten.

Grundbesitz unklar

Der Wirtschaftsexperte Vladimir Balaz bezweifelt, dass eine Glaubensgemeinschaft nicht weiß, was sie besitzt. Laut einigen Schätzungen befindet sich gut ein Zehntel aller Grundstücke in der Slowakei im Besitz der katholischen Kirche. Sollte sich herausstellen, dass dies reicht, damit sich die katholische Kirche selbst erhalten kann, gebe es keinen Grund für weitere staatliche Finanzierung, erklärte Balaz gegenüber „Hospodarske noviny“.

Derzeit werden Geistliche und kirchliche Angestellte in der Slowakei vom Staat bezahlt, staatliche Subventionen bekommen Kirchen auch für die Aufrechterhaltung ihres Betriebs. Um eine Neuregelung der Kirchenfinanzierung waren bereits mehrere Regierungen erfolglos bemüht.

Aktuell ist das Modell direkter Finanzierung nach italienischem Vorbild im Spiel: Gläubige könnten dabei einen bestimmten Prozentsatz ihrer Steuern direkt ihrer Kirche überweisen. Nach Meinung der Glaubensgemeinschaften wäre dieses System aber zum Nachteil kleiner Kirchen. Gerade aber kleine Kirchengemeinschaften haben in der Veröffentlichung ihrer Vermögensverhältnisse aber keinerlei Probleme gesehen.

APA