Vatikan: Kardinäle erörtern Abbau des Zentralismus

Weniger römischer Zentralismus, eine gesetzliche Grundlage für die Arbeit der Kurie und die mögliche Einsetzung eines „Kurienmoderators“ - in diese Richtung gingen die Überlegungen der neuen päpstlichen Reformkommission in den vergangenen drei Tagen.

Entscheidungen seien von den Kardinälen wie erwartet nicht getroffen worden, berichtete Radio Vatikan am Donnerstag. Bei der absehbaren neuen gesetzlichen Basis für die Arbeit bei der römischen Kurie werde es jedenfalls nicht nur um „kosmetische Verbesserungen“ gehen, sagte Lombardi.

Papst Franziskus und Kardinäle sitzen an in einem Viereck angeordneten Tischen

APA/EPA/Osservatore Romano

Papst Franziskus bei einer Sitzung mit den Leitern der verschiedenen Dikasterien der vatikanischen Kurie

Die Kurienreform solle einen völlig neuen Entwurf liefern. Am Ende des absehbar langen Prozesses werde eine neue Konstitution stehen, die das Dokument „Pastor bonus“ ablöst, das seit 1988 Zuständigkeiten und Abläufe an der römischen Kurie regelt.

Dass die Kurie vor allem der katholischen Weltkirche und den Ortskirchen „dienen“ müsse, solle dabei im Vordergrund stehen. So wolle man den - auch vom Papst scharf kritisierten - Zentralismus der Kirche verringern. Aus Rom solle eine gute Leitung der Kirche kommen.

Zentrales Thema Staatssekretariat

Zentrales Thema des Treffens waren zunächst das Staatssekretariat und seine Kooperation mit den anderen Vatikan-Behörden. An der Spitze dieses zentralen Sekretariats des Papstes steht in zehn Tagen ein Personalwechsel an: Auf Kardinal Tarcisio Bertone folgt Erzbischof Pietro Parolin, ein erfahrener Diplomat, mit dem der Papst seinen Reformprozess einleiten und umsetzen will. Und vor dessen Amtsantritt wollte Franziskus die Meinung seiner Berater zu dieser zentralen Behörde hören.

Pietro Parolin

Reuters/Kham

Die künftige Rolle des designierten vatikanischen Staatssekretärs Pietro Parolin soll ein zentrales Thema der Kurienreform sein

Dabei sei dann auch die Funktion eines „Kurienmoderators“ zur Sprache gekommen, berichtete Lombardi. Dessen Aufgabe könnte es sein, für mehr Transparenz und eine bessere Verzahnung der verschiedenen, weitgehend eigenständigen Kurienbehörden zu sorgen. Allerdings könnte und sollte dies auch die Aufgabe des Kardinalstaatssekretärs sein, hört man im Vatikan. Lombardi ließ offen, ob es zu dieser Hypothese bereits ein Votum der acht Kardinäle gab.

Laien und Bischofssynode

Weiter kam bei den Beratungen die Rolle der Laien im Vatikan zur Sprache, teilte der Sprecher mit. Es ging um den bestehenden Laienrat, aber generell auch um die Bedeutung das Gewicht der Laien im Vatikan. Bislang sind nur ganz wenige Laien in Führungspositionen der Dikasterien tätig, oder als abstimmungsberechtigte Mitglieder berufen.

Am letzten Sitzungstag befasste sich der Kardinalsrat dann noch einmal mit der Bischofssynode. Bereits am Dienstag hatte das Gremium gemeinsam mit dem neuernannten Synoden-Sekretär Lorenzo Baldisseri über Kompetenzen und Arbeitsweise dieses kollegialen Instruments der Kirchenleitung beraten. Das Thema wurde aus Aktualitätsgründen vorgezogen – mehr dazu in Papst und Berater wollen Reform der Synode.

Mit der dreitägigen Konferenz im Vatikan hat Papst Franziskus die Arbeiten für eine Kurienreform eingeleitet. Die Teilnehmer hielten sich an die vereinbarte Vertraulichkeit. Und somit sind außer den Hauptthemen weder Meinungen noch Trends nach außen gedrungen. Vermutlich zu Jahresbeginn, im Januar oder Februar 2014, will der Papst dieses Beratergremium erneut zur Vollversammlung zusammenrufen.

KAP, dpa

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