Israel: Ultraorthodoxer Rabbiner Ovadja Josef gestorben

Der wichtigste spirituelle Führer der orientalischen Juden in Israel ist tot. Rabbi Ovadja Josef starb am Montag im Alter von 93 Jahren. Er war der Gründer und geistliche Führer der ultraorthodoxen Schas-Partei.

Rabbi Ovadja Josef galt jahrzehntelang als wichtigster Führer der orientalischstämmigen Juden in Israel. Das im Alter von 93 Jahren gestorbene Oberhaupt der strengreligiösen Shas-Partei war auch lange eine Graue Eminenz in der israelischen Politik. Bei Regierungsbildungen war Schas oft Zünglein an der Waage, und Ovadja Josef musste alle wichtigen Entscheidungen innerhalb der Partei absegnen. Gegenwärtig ist die strengreligiöse Partei jedoch in der Opposition. Sein Sohn Jizchak Josef wurde in diesem Jahr zu Israels neuem Oberrabbiner der sephardischen Juden gewählt.

Israels Ultraorthodoxer Rabbiner Ovadia Josef, Führer der Schas-Partei

APA/AP/Eyal Warshavsky

Ovadja Josef im Jahr 1997

Umstrittene Äußerungen

Der 1920 in Bagdad geborene Gelehrte, der stets eine Sonnenbrille und prächtiges Gewand trug, hatte in der Vergangenheit mehrmals mit umstrittenen Äußerungen Empörung ausgelöst. Vor drei Jahren sagte er etwa während einer Predigt, ein verheerendes Feuer im Norden Israels sei als göttliche Strafe ausgebrochen, weil der Sabbat als Ruhetag missachtet worden sei. 2010 wünschte er nur wenige Tage vor neuen Nahost-Friedensgesprächen dem Palästinenser-Präsidenten Machmud Abbas und dessen Volk den Tod.

Zu Beginn des Friedensprozesses mit den Palästinensern vor zwei Jahrzehnten hatte er sich allerdings für eine Einigung auf der Basis „Land für Frieden“ ausgesprochen. Später änderte er jedoch unter dem Eindruck blutiger palästinensischer Selbstmordanschläge seinen Kurs und warnte vor einer Teilung Jerusalems zwischen Juden und Arabern. 2005 wurde ein Palästinenser aus Ost-Jerusalem zu zwölf Jahren Haft verurteilt, weil er einen Mordanschlag auf Ovadja Josef plante.

Religiöse Partei der Sefarden

Die Schas-Partei wurde in den frühen 1980er-Jahren als politische Stimme der aus Nordafrika und dem Mittelmeerraum stammenden (sephardischen) Juden in Israel gegründet. 1984 trat die Partei (Schas: hebräische Abkürzung für „sephardische Hüter der Thora“) erstmals bei Parlamentswahlen an. Schas wandelte sich im Laufe der Jahre bewusst von einer rein religiösen zu einer Partei der sozial schwachen Sefarden. Als Zünglein an der Waage zwang Schas bei knappen Mehrheiten die jeweiligen Ministerpräsidenten mit ihren finanziellen Forderungen häufig zu Kompromissen zugunsten ihrer Wähler.

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