Zollitsch: Wiederverheiratetenpapier zugespitzt dargestellt

Das Aufsehen erregende Dokument zum Thema wiederverheiratete Geschiedene der Erzdiözese Freiburg sei ohne sein Wissen veröffentlicht worden, sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch heute.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Apostolische Administrator von Freiburg, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die „Handreichung zur Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene“ seiner Diözese als „Diskussionsbeitrag“ für die Beratungen der DBK bezeichnet. Der Text sei ohne sein Wissen vorab veröffentlicht worden, so Zollitsch.

Dieser „vorläufige Impuls“ solle keineswegs die Überlegungen auf Bundesebene vorwegnehmen, schreibt Zollitsch an alle deutschen Bischöfe, wie das Erzdiözese Freiburg am Donnerstag mitteilte. Zudem seien bei dem „insgesamt nicht abgeschlossenen Prozess der Neuausrichtung des pastoralen Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen“ grundsätzliche Klärungen auf weltkirchlicher Ebene notwendig.

Außerdem sei das Papier in den Medien meist zugespitzt und vereinfachend dargestellt worden, so Zollitsch. Das werde dem „sensiblen Thema“ nicht gerecht.

Weltweites Aufsehen

Die vom Freiburger Seelsorgeamt veröffentlichte „Handreichung“ beschreibt erstmals Wege, wie nach einer Scheidung erneut standesamtlich verheiratete Katholiken mit kirchlicher Erlaubnis beichten und zur Kommunion gehen können.

Die Veröffentlichung hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und Spekulationen über einen Kurswechsel der Kirche in dieser Frage ausgelöst. Vatikansprecher Federico Lombardi sprach sich aber gegen Sonderwege aus. Papst Franziskus hat für Oktober 2014 eine Sonderbischofssynode zur Familienpastoral einberufen - mehr dazu in Papst beruft Sonderbischofssynode zu Familie ein.

Woelki: „kein Spielraum“

Die deutschen Bischöfe hatten sich zurückhaltend zu dem Vorstoß geäußert. So bekräftigte etwa der Berliner Erzbischof Kardinal Rainer-Maria Woelki, es sei richtig, den Blick auf die pastorale Not zu richten, und alles zu tun, „was in unserer Kirche möglich ist, um diese Not zu lindern“. Er sehe aber „keinen Spielraum für eine Veränderung der bestehenden Pastoral bei wiederverheirateten Geschiedenen“, so Woelki auf Anfrage. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx wertete die Leitlinien als „Beitrag zu einem nicht abgeschlossenen Diskussionsprozess“ in der DBK - mehr dazu in D: Bischöfe bei Wiederverheirateten uneins.

Kritik äußerte am Donnerstag der Freiburger katholische Theologieprofessor Helmut Hoping. Er sei überrascht vom Zeitpunkt der Veröffentlichung, sagte der Dogmatikprofessor dem Kölner „domradio“. Freiburg habe damit den Ergebnissen der Arbeitsgruppe der DBK und der vom Papst angekündigten Bischofssynode vorgegriffen. Grundsätzlich teile er das Anliegen einer weltkirchlichen Regelung für wiederverheiratet Geschiedene. „Aber ich halte diesen Weg nun für nicht ganz unproblematisch.“

KAP

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