„Luxusbischof“: Zollitsch trifft Papst am Donnerstag

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, wird am Donnerstag Papst Franziskus treffen, um die Zukunft des umstrittenen „Luxusbischofs“ Franz-Peter Tebartz-van Elst zu erörtern.

Die Kritik am Limburger Bischof war in den vergangenen Tagen immer lauter geworden. Die katholische Kirche in Deutschland beginnt die Folgen der Affäre rund um horrende Baukosten für seine Residenz bereits zu spüren.

Nach weiteren Enthüllungen über die explodierten Baukosten von mindestens 31 Millionen Euro für seine Residenz wenden sich ranghohe Würdenträger der katholischen Kirche von dem 53-Jährigen ab. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich über ihren Sprecher besorgt. In Rom will sowohl Tebartz-van Elst als auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, mit Papst Franziskus sprechen.

Der Gesprächstermin Zollitschs mit dem Papst wurde heute von Zollitschs Sprecher Matthias Kopp bestätigt. Zollitsch hatte angekündigt, mit dem Heiligen Vater den Skandal von Limburg erörtern zu wollen.

Vertrauensverlust und Kirchenaustritte

Der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, sagte den „Ruhr Nachrichten“ (Dienstag-Ausgabe), dass der Limburger Bischof sein Schicksal in die Hände des Papstes legen wolle - „das klingt für mich fast wie die Ankündigung eines Rücktrittsangebots“.

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg am 3. Dezember 2012 im Innenhof seiner neuen Residenz

APA/EPA/Boris Roessler

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg am 3. Dezember 2012 im Innenhof seiner neuen Residenz

Während Tebartz-van Elst auf einen Termin beim Papst wartet, treten in seinem Bistum immer mehr Enttäuschte aus der katholischen Kirche aus. Am Montag bildeten sich Schlangen im Amtsgericht Limburg, wie die „Frankfurter Neue Presse“ (Dienstag-Ausgabe) berichtete. „Eine solche Welle haben wir noch nie erlebt“, zitiert sie Sachgebietsleiter Rüdiger Eschhofen. Allein am Montag hätten 29 Kirchenmitglieder ihren Austritt erklärt, am Freitag 18, am Donnerstag 20 und am Mittwoch zwölf.

Stimmung gegenüber Bischöfen negativ

Die Kritik am umstrittenen Limburger Bischof richtet sich zunehmend auch gegen seine Amtsbrüder in Deutschland. Der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen sagte: „Die Stimmung gegenüber uns Bischöfen ist negativ.“ Auf seinem Flug nach Rom sei er vor kurzem von mehreren Menschen angesprochen worden: „Teilweise haben mir die Kommentare den Atem verschlagen, die Stimmung kippt auch manchmal ins Irrationale“, sagte er der „Fuldaer Zeitung“ (Dienstag-Ausgabe). Nach seinem Eindruck sei die Affäre in Limburg ein willkommener Anlass, die Kirche insgesamt zu kritisieren.

Mehrere andere deutsche Diözesen haben inzwischen als Konsequenz der Causa Limburg ihre eigenen Finanzen offengelegt, darunter Dresden-Meißen, München-Freising, Speyer, Essen und Münster - Deutschland: Diözesen legen Finanzen offen.

Jesuit Hagenkord: Entscheidung treffen

Wachsenden Druck auf Tebartz-van Elst, sich zu seiner Zukunft öffentlich zu äußern, sieht der Leiter der deutschsprachigen Sektion bei Radio Vatikan, Bernd Hagenkord: Zwar sei Tebartz-van Elst „sozusagen nach Rom gekommen, um sich dem Gericht, der Medien und der Öffentlichkeit zu entziehen und nur noch den Papst über sich entscheiden zu lassen“. Doch er müsse „in den nächsten Tagen da auch was sagen, auch eine Entscheidung treffen, was ihn selber angeht“, so Hagenkord am Dienstag gegenüber dem Deutschlandfunk.

Der Fall des Limburger Bischofs werde nach Einschätzung von Hagenkord im Ausland gespannt beobachtet. Im Vatikan sei das Thema zwar nicht ganz oben auf der Prioritätenliste, doch höben Katholiken aus Afrika, Lateinamerika und Asien durchaus verwundert die Augenbrauen, wenn sie hörten, über welche Geldsummen die katholische Kirche in Deutschland verfüge.

„Mehr als rein deutsche Geschichte“

„Der Papst hat sicherlich große Projekte vor, etwa die Kurienreform“, sagte der Jesuit weiter. „Es wird sehr viel umgebaut werden, intern, strukturell, und das ist das große Thema.“ Er habe am Montag aber Berichte aus Washington und aus Lima gesehen, wo die Diözese Limburg „eben auch Thema ist, und das ist schon mehr als nur eine rein deutsche Geschichte“.

Deutschlands Kanzlerin Merkel wertete die Affäre als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Zollitsch hatte sich zuvor noch einmal von Tebartz-van Elst distanziert. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, sein Amtsbruder könne angesichts der eskalierten Situation nicht mehr in Limburg als Seelsorger arbeiten. Dazu fehle ihm die nötige Akzeptanz.

Die Katholische Jugend kündigte die weitere Zusammenarbeit mit Tebartz-van Elst auf. „Wir können uns nicht vorstellen, mit dem Bischof weiter zusammenzuarbeiten“, sagte der Vorsitzender des Bundes der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Dirk Tänzler, am Dienstag dem Hörfunksender radioeins.

Unglaubliche Kosten für Bischofssitz

Tebartz-van Elst wird Verschwendung beim Bau der neuen Bischofsresidenz in Limburg vorgeworfen. Ursprünglich sollte der Neubau 2,5 Millionen Euro kosten, inzwischen sind es mindestens 31 Millionen Euro. Architekt Michael Frielinghaus sagte der dpa, seit der Kostenberechnung im Mai 2011 sei auch klar gewesen, dass der Neubau deutlich teurer werde.

Zuletzt wurde gegen Tebartz-van Elst außerdem der Vorwurf erhoben, er habe die wahren Kosten des Bauprojekts bewusst verschleiert und auch den Vatikan getäuscht. Erst ab Kosten von fünf Millionen Euro müssen Projekte vom Vatikan genehmigt werden - Tebartz-van Elst habe das Limburger Projekt in zehn Einzelposten aufgeteilt um diese zu umgehen, so die Vorwürfe. Der Vatikan sei jedoch sehr wohl über die Stückelung informiert gewesen, hieß es am Dienstag - mehr dazu in Limburg: Vatikan schon länger über Details informiert.

Strafbefehl gegen Bischof

Gegen Tebartz-van Elst hat die Hamburger Staatsanwaltschaft zudem einen Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Aussage beantragt - dabei geht es um eine Flugreise des Bischofs nach Indien in der ersten Klasse. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht einen Riesen-Imageschaden für die katholische Kirche. „Er reicht mit Sicherheit an die Qualität der Missbrauchsdebatte heran“, sagte Schüller „Focus Online“.

Ob es gegen den tatsächlich zu einem Strafbefehl wegen Falschaussage kommt, ließ das Amtsgericht Hamburg am Mittwoch noch offen. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, sei unklar, sagte Gerichtssprecherin Ruth Hütteroth.

religion.ORF.at/APA/dpa

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