„Luxusbischof“: Noch keine Entscheidung

Papst Franziskus hat am Donnerstag mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, die Vorwürfe gegen „Luxusbischof“ Franz-Peter Tebartz-van Elst erörtert. Wie es im Bistum Limburg weitergeht, war auch nach dem Gespräch unklar.

Man wolle versuchen, einen guten Weg in die Zukunft für das Bistum Limburg zu finden, sagte Zollitsch am Nachmittag bei einem kurzen Statement gegenüber Journalisten. Ob dieser Weg mit oder ohne Tebartz-van Elst gegangen werde, ließ er offen.

Mit Papst Franziskus habe er ein „mitbrüderliches“ Gespräch geführt, das ihn gestärkt und ermutigt habe, so Zollitsch. Einzelheiten wolle er aber wegen ihres „vertraulichen Charakters“ nicht nennen. Die von ihm einberufene Prüfungskommission zu den Finanzen des Bistums werde am Freitag mit ihrer Arbeit beginnen, fügte der Erzbischof hinzu.

„Gute und baldige Lösung“

Er sei nach dem Gespräch mit dem Papst zuversichtlich, „dass alle Seiten an einer guten und baldigen Lösung interessiert sind“, sagte er weiter. Es gehe darum, die Lage rund um den umstrittenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu beruhigen und einen Weg aus der schwierigen Situation zu finden.

Zollitsch hatte sich zuletzt mehrfach deutlich von seinem Limburger Glaubensbruder distanziert. Neben dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz hält sich seit Sonntag auch Tebartz-van Elst in Rom auf - ob auch er auf den Papst treffen wird, ist nicht bekannt. Zahlreiche Politiker, Verbände und Kirchenorganisationen haben ihn zum Amtsverzicht aufgefordert.

Erzbischof Robert Zollitsch bei einer Pressekonferenz im Februar 2013

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Robert Zollitsch

Zollitsch fordert Selbstkritik

Die Situation im Bistum Limburg hatte Zollitsch als schwierig und bedrückend bezeichnet. „Ich bin sicher, dass sich der Bischof gründlich mit der notwendigen Selbstkritik auseinandersetzen wird“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vor einigen Tagen und rief seine Glaubensbrüder zur Bescheidenheit auf. Über eine Amtsenthebung des Limburger Bischofs kann letztlich nur Franziskus entscheiden. Er könnte Tebartz-van Elst zudem den Amtsverzicht nahelegen.

Dem Limburger Bischof wird Verschwendung beim Bau seiner neuen Residenz vorgeworfen. Inzwischen ist klar, dass sich die Baukosten auf mindestens 31 Millionen Euro belaufen. Ursprünglich waren 2,5 Millionen Euro genannt worden.

Unklarheit über „Stückelung“ des Projekts

Zuletzt wurden auch Vorwürfe laut, Tebartz-van Elst habe die Gesamtkosten bewusst verschleiert, indem er das Bauprojekt in zehn Einzelprojekte gestückelt habe. Erst ab Kosten von fünf Millionen Euro müssen Projekte an den Vatikan gemeldet werden - die zehn Einzelprojekte lagen jeweils darunter.

Am Mittwoch wurde allerdings bekannt, dass der Vatikan in Person des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Perisset, über diese Stückelung schon seit 2010 informiert gewesen sein soll - mehr dazu in Limburg: Vatikan schon länger über Details informiert.

Der deutsche Kirchenrechtler Thomas Schüller, der selbst von 1993 bis 2009 im Bistum Limburg tätig war, nannte diese neue Entwicklung am Mittwoch in der ARD-Diskussionssendung „Anne Will“ „eine der erstaunlichsten Meldungen des Tages“. Dem Nuntius - ebenfalls Kirchenrechtler - müsse bewusst gewesen sein, dass das Projekt eigentlich eine Genehmigung aus dem Vatikan gebraucht hätte, so Schüller.

„Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er das gesagt hat, denn er würde gegen seine Profession vorgehen“, sagte Schüller. „Man muss das Gesamtprojekt sehen und das Gesamtprojekt kann man nicht zerstückeln, das war ein Bauvorhaben mit mehreren Teilen. Sollte er dies gesagt haben, dann hat er jetzt ein großes Problem.“

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg

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Franz-Peter Tebartz-von Elst

Gericht prüft Strafbefehl wegen Falschaussage

Zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst wegen falscher Erklärungen an Eides statt beantragt. Dabei geht es um Aussagen des Geistlichen wegen eines Erste-Klasse-Flugs nach Indien. Das Amtsgericht Hamburg prüft noch, ob es einen Strafbefehl erlässt. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, sei unklar, sagte Gerichtssprecherin Ruth Hütteroth.

Auch die Limburger Staatsanwaltschaft will in den kommenden Tagen entscheiden, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen den Bischof eröffnet. Ihr liegen wegen der hohen Baukosten für die Residenz mehrere Anzeigen wegen Untreue vor.

Bistümer legten Finanzen offen

In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Bistümer auf die öffentliche Kritik am Finanzgebaren von Bischof und Kirche reagiert und ihre Finanzen offengelegt. Bisher hatten die meisten Diözesen über die bischöflichen Vermögen, die nicht Teil des regulären Haushalts sind, im Einklang mit dem geltenden Staatskirchenrecht nicht öffentlich Rechenschaft abgelegt. Kritiker sprechen deshalb von Schattenhaushalten.

APA/dpa/religion.ORF.at

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