Der Vatikan und das Geld

Die Causa Limburg wirft erneut Fragen über die Finanzgebarung der katholischen Kirche auf. Im Vatikan will man nach mehreren Skandalen rund um die Vatikan-Bank schon seit einiger Zeit mehr Transparenz schaffen.

Am 1. Oktober hat die Vatikan-Bank IOR (Istituto per le Opere di Religione, zu Deutsch: Institut für die religiösen Werke) erstmals im Internet eine Bilanz veröffentlicht. Es war ein weiterer Schritt des skandal- und geheimnisumwobenen Instituts in Richtung Normalität - seit einigen Jahren bemüht sich der Vatikan um Transparenz seiner Finanzgebarung.

Seit mit der Veröffentlichung des Buchs „Vatikan AG“ des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi im Mai 2009 schwere Geldwäsche- und Korruptionsvorwürfe gegen die Vatikan-Bank erhoben wurden, ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Mehrere wichtige Positionen an der Spitze der Bank mussten neu besetzt werden, neue Aufsichts- und Beratungsgremien wurden geschaffen.

Neue Offenheit

Dass das IOR derart offen mit der Presse umgeht, wie es derzeit der Fall ist, war lange Zeit völlig undenkbar. Der derzeitige Aufsichtsratspräsident Ernst von Freyberg, im Amt seit Februar 2013, hat bereits mehrmals öffentlich größtmögliche Transparenz angekündigt. Die ersten Schritte dahin waren die Einrichtung einer Website und eines Pressebüros sowie die kürzlich erfolgte Veröffentlichung der Bilanz.

Der Präsident der Vatikan-Bank, Ernst von Freyberg, sitzt an einem mächtigen Holztisch

Reuters/Tony Gentile

Ernst von Freyberg

Bei Von Freybergs Vorgänger Ettore Gotti Tedeschi, der das Amt des IOR-Präsidenten von 2009 bis 2012 bekleidete, sah das noch ganz anders aus. Gotti Tedeschi wurde selbst mehrmals von der italienischen Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Begünstigung von Geldwäsche vernommen und war damit eines der prominentesten Gesichter der Skandale rund um die Vatikan-Bank. Die Ermittlungen gegen ihn wurden zwar eingestellt, seine Amtszeit nahm allerdings im Mai 2012 mit einem Misstrauensvotum des Aufsichtsrats des IOR ein unrühmliches Ende.

Auch Generaldirektor musste gehen

Etwa ein Jahr später, schon nach dem Papst-Wechsel, musste auch der zweite starke Mann an der Spitze des Instituts, der Generaldirektor Paolo Cipriani - im Amt seit 2007 -, den Hut nehmen. Er stolperte über die Affäre rund um den Vatikan-Geistlichen Nunzio Scarano, der sein IOR-Konto benutzt haben soll, um für Freunde Geld zu waschen. Gegen Scarano läuft nach wie vor ein Verfahren der italienischen Justiz, Ciprianis Posten als Generaldirektor des IOR ist nach wie vor unbesetzt und wird interimistisch ebenfalls von Von Freyberg bekleidet.

Damit Fälle wie jener Scaranos künftig nicht mehr passieren können, durchforsten schon seit Monaten rund zwei Dutzend Mitarbeiter des IOR die 19.000 Kunden nach möglichen schwarzen Schafen. Bei Scarano war ihnen die italienische Staatsanwaltschaft zuvorgekommen. Im September wurden laut einem Bericht der Tageszeitung „Corriere della Sera“ Inhaber von 1.300 Konten aufgefordert, ihre Bankverbindung zu kündigen. Laut dem Bericht befinden sich darauf insgesamt mehr als 320 Millionen Euro.

Rene Brülhart

Reuters/Alessandro Bianchi

Rene Brülhart

Finanzaufsicht seit 2011

Neben dem Aufsichtsrat des IOR und einer übergeordneten Kardinalskommission, die als Kontrollorgan fungiert, existiert seit 2011 außerdem die Vatikanische Finanzaufsichtsbehörde (Autorita di Informazione Finanziaria, AIF). Sie wird seit November 2012 von dem Schweizer Anti-Geldwäsche-Experten Rene Brühlhart geleitet.

Auch die AIF hat heuer - allerdings bereits im Mai - erstmals der Öffentlichkeit einen Jahresbericht vorgelegt. Darin wurde festgehalten, dass im Jahr 2012 in sechs Fällen wegen Verdachts auf Geldwäsche Daten an die vatikanische Justiz weitergeleitet worden seien.

Kürzlich wurden die Kompetenzen der AIF noch einmal erweitert - künftig sollen alle Einrichtungen der Kurie und des Vatikanstaats unter ihre Kontrolle fallen. Mit dieser Ausweitung der Kompetenzen der AIF erfüllte der Vatikan eine jene Forderungen, die im Juli 2012 von Moneyval, einem Ausschuss des Europarats zur Bekämpfung von Geldwäsche, gestellt wurden. Damals hatte der Kirchenstaat neun von 16 Kriterien weitgehend oder vollständig erfüllt, während sieben als unzureichend angesehen wurden. Für Dezember 2013 ist ein weiterer Moneyval-Bericht angekündigt.

Michael Weiß, religion.ORF.at

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