B’nai B’rith Europa zeichnet Kardinal Schönborn aus

Kardinal Christoph Schönborn wurde am Dienstagabend im Wiener Erzbischöflichen Palais feierlich eine von B’nai B’rith Europe vergebene „Menora für herausragende humanitäre Leistungen“ überreicht.

Der Abend stand im Zeichen herzlicher Freundschaft zwischen Christen und Juden. Der Wiener Erzbischof zeigte sich „sehr bewegt“ von der Auszeichnung durch die jüdische Organisation, mit der es viele Gemeinsamkeiten gebe: „Wir wollen vieles gemeinsam, so etwa den Respekt vor der Freiheit, den Respekt vor der religiösen Überzeugung jedes Menschen.“

In diesem Zusammenhang sagte Schönborn, dass ihn die Diskussion um ein Beschneidungsverbot in Deutschland sehr betroffen gemacht habe, denn hier gehe es um die Religionsfreiheit und damit um eine „Grundfeste jedes demokratischen Staates“.

Gemeinsam gegen Antisemitismus

Es gebe aber auch vieles, das Christen und Juden gemeinsam „nicht wollen“, unterstrich der Kardinal: „Wir wollen nicht, dass der Antisemitismus wieder sein Haupt erhebt.“ Gewalt und Intoleranz dürften sich nicht wieder ausbreiten, Vergleichbares wie am 9. November 1938, als in Wien die Synagogen brannten, dürfe nicht wieder geschehen.

Ralph Hofmann, Kardinal Christoph Schönborn, Victor Wagner, Menora von B'nai B'rith

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

V. l. n. r.: Ralph Hofmann, Kardinal Christoph Schönborn, Victor Wagner

Seine Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft resultiere auch aus seiner Familiengeschichte, wies Schönborn hin. Seine Mutter habe ihn und seine Geschwister „mit großer Liebe zum Judentum und zu Israel erzogen“. Dafür wolle er auch heute aktiv eintreten - nicht zuletzt in Fortführung der Initiativen seines Vorvorgängers Kardinal Franz König, der sich immer wieder um Brückenschläge zwischen den beiden Religionen verdient gemacht habe.

„Dankbar für Freundschaft Schönborns“

Eingangs hatte auch Victor Wagner, der Präsident der B’nai B’rith Österreich, betont, dass gläubige Juden und Christen viel Gemeinsames hätten - „vor allem das Bestreben, Religion ernst zu nehmen“. Er dankte Schönborn für dessen klare Stellungnahmen im Zusammenhang mit der Beschneidungsdebatte.

Ohne Beschneidung als „Zeichen des Bundes“ mit Gott wäre jüdisches Leben in der Diaspora nicht möglich, so Wagner. Der Präsident von B’nai B’rith sagte auch, dass sich hinter der „antizionistischen“ Polemik die alten antisemitischen Vorurteile verbergen. Umso dankbarer seien die Juden dem Wiener Erzbischof für seine Freundschaft.

B’nai B’rith

B’nai B’rith geht auf eine Gründung im Jahr 1843 in New York durch zwölf jüdische Einwanderer aus Deutschland zurück und ist jetzt in rund 60 Staaten weltweit präsent. Die jüdische Organisation hat sich die Förderung von Toleranz, Humanität und Wohlfahrt zum Ziel gesetzt und vergibt dafür regelmäßig Auszeichnungen.

Auch der Präsident der B’nai B’rith Europa, Ralph Hofmann, sprach an, wie sehr ihn als Frankfurter Juden die Beschneidungsdebatte betroffen gemacht und „schockiert“ habe. Er habe nie vermutet, dass es Jahrzehnte nach der Schoah einen solchen Antisemitismus geben könne. Es sei notwendig, dass sich Juden und Christen gemeinsam gegen solche Tendenzen wenden.

An der Überreichung der „Menorah für herausragende humanitäre Leistungen“ nahmen zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teil, unter ihnen der scheidende israelische Botschafter Aviv Shir-On, der deutsche Botschafter Detlev Rünger und der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Für die musikalische Untermalung sorgte das Roman Grinberg Quartett.

religion.ORF.at/KAP

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