Saudi-Arabien: Frauenaktionstag fürs Autofahren

Ein Kampagnentag am 26. Oktober soll in Saudi-Arabien möglichst viele Frauen ans Steuer locken. Die Behörden kündigten hohe Strafen für alle an, die Frauen das Autofahren ermöglichen und natürlich für fahrende Frauen selbst.

Saudi-arabische Frauenrechtlerinnen lassen in ihrem Kampf gegen das Fahrverbot für Frauen in dem islamischen Land nicht locker. Mehr als zwei Jahre nach ihrem weitgehend gescheiterten Versuch, ihre Geschlechtsgenossinnen hinter das Lenkrad zu bekommen, kündigten sie für den 26. Oktober einen neuen Versuch an. „Ich werde am 26. Oktober fahren“, sagte die Aktivistin Nassima al-Sada der Nachrichtenagentur AFP. Nach ihren Angaben wollen allein in ihrer Heimatprovinz im Osten des Landes mindestens 20 weitere Frauen an der Kampagne teilnehmen.

Transportmittel der Zeit nutzen

Per Internet-Petition unter dem Schlagwort „26. Oktober, Frauen fahren“ warben die Aktivistinnen eindringlich für die Fahrerlaubnis. Sie argumentierten, damit weder gegen islamisches Recht noch gegen die Gesetze zu verstoßen - oder gegen die Tradition: „Alle Begleiter des Propheten Mohammed, einschließlich deren Frauen, ritten auf dem Rücken von Pferden und Kamelen; deshalb haben auch wir das Recht, Auto zu fahren - das Transportmittel unserer Zeit. Es sei denn, ihr wollt zu Eseln und Pferden zurückkehren.“

EIne vollverschleierte Frau am Steuer eines knallroten Autos

Reuters/Faisal Al Nasser

Saudi-Arabien ist das einzige Land weltweit, das Frauen das Autofahren verbietet

Vor dem geplanten Aktionstag gegen das Frauenfahrverbot am Samstag haben die Herrscher von Saudi-Arabien noch einmal die Strafen verschärft. Der Sprecher des Innenministeriums, Mansur al-Turki, sagte der Zeitung „Al-Hayat“ (Freitag-Ausgabe), auch jeder Bürger, der Frauen über soziale Netzwerke wie Twitter dazu auffordere, gegen das Verbot zu demonstrieren oder sich ans Steuer zu setzen, müsse mit einer Bestrafung rechnen.

Dazu erkläsrt der Experte für Kriminalität im Internet, Marwan al-Rauki, kürzlich, in Saudi-Arabien würden „Informationstechnologie-Verbrechen“ mit bis zu fünf Jahren Haft und Geldstrafen von bis zu drei Millionen Rial (rund 578 000 Euro) bestraft.

Strafen verschärft

Zuvor hatten die Behörden bereits angekündigt, allen Frauen, die durch Aktionen gegen das Frauenfahrverbot „den gesellschaftlichen Frieden“ gefährdeten, drohe eine Anzeige. Bestraft werden solle außerdem der männliche „Vormund“ jeder Frau, die gegen das Verbot verstößt, sowie jeder Mann, der einer Frau sein Auto überlässt.

Saudi-Arabien ist das einzige Land weltweit, das Frauen das Autofahren verbietet. Frühere Versuche, das von vielen islamischen Religionsgelehrten unterstützte Verbot zu kippen, waren fehlgeschlagen. Auch die ersten weiblichen Mitglieder des Schura-Rates, die König Abdullah im vergangenen Januar ernannt hatte, waren mit einem Versuch gescheitert, eine Gesetzesänderung auf den Weg zu bringen.

Großer Einfluss der Kleriker

Frauen würden durch das Autofahren ihre Eierstöcke gefährden und könnten Kinder mit klinischen Problemen zur Welt bringen, lauten die „Argumente“ der Kleriker. In dem Land, in dem der Wahabismus Staatsreligion ist, haben Geistliche großen Einfluss.

Der Wahhabismus, dem mehr als 70 Prozent der Bevölkerung angehören, ist eine Strömung des sunnitischen Islams, die besonders konservativ und dogmatisch ist. In Saudi-Arabien ist die staatliche Gesetzgebung streng an die Scharia gebunden. Das Land selbst finanziert weltweit wahhabitische Organisationen.

religion.ORF.at/dpa/APA/AFP

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