NSA-Affäre: Auch Papst bespitzelt?

Der Skandal um angebliche US-Spionageaktivitäten zieht weitere Kreise und soll jetzt auch den Vatikan betreffen. Der US-Geheimdienst NSA soll auch den Papst abgehört haben. Von der NSA kam dazu ein Dementi.

Die NSA habe den Vatikan nicht im Visier, teilte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch mit. Die in dem italienischen Magazin „Panorama“ veröffentlichten Behauptungen seien „nicht wahr“.

Das Magazin hatte berichtet, die NSA habe zwischen dem 10. Dezember 2012 und dem 8. Jänner 2013 in Italien 46 Millionen Telefongespräche erfasst. Darunter seien auch Verbindungen mit dem Vatikan gewesen. Belauscht worden seien auch Telefongespräche, die in der „Domus Internationalis Paul VI.“ in Rom geführt wurden, der Residenz, in der Kardinal Jorge Mario Bergoglio - der nunmehrige Papst Franziskus - mit anderen Kardinälen vor seiner Wahl zum Papst wohnte.

Magazin: „Verdacht konkret“

Dabei habe der Dienst möglicherweise auch Informationen darüber gewonnen, wie über die Nachfolge des damaligen Papstes Benedikt XVI. beraten worden sei. Benedikt trat am 28. Februar zurück, sein Nachfolger Franziskus wurde am 13. März zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt. Der NSA wird unter anderem auch vorgeworfen, das Mobiltelefon der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört zu haben.

Silhouette von Papst Franziskus

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus, damals noch Jorge Mario Bergoglio, soll bespitzelt worden sein

Der Verdacht, dass der spätere Papst bespitzelt wurde, sei konkret, berichtete „Panorama“. Bergoglio war bereits seit 2005 ins Visier der NSA geraten, wie auch aus WikiLeaks-Berichten hervorgeht. „Panorama“ zufolge könnten Gespräche abgehört worden sein, die sich unter anderem auf die Ernennung des neuen Präsidenten der Vatikanbank IOR, Ernst von Freyberg, bezogen.

Lombardi: „Sind nicht besorgt“

Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi betonte am Mittwoch, es gebe keine Hinweise, dass der Papst bespitzelt worden sei. „Jedenfalls sind wir nicht besorgt“, so Lombardi. Laut der US-Website Cryptome soll der US-Geheimdienst NSA zwischen 10. Dezember 2012 und 8. Jänner 2013 rund 46 Millionen Telefongespräche in Italien erfasst haben. Auch von der US-Botschaft in Rom aus sollen laut „Panorama“ italienische Politiker bespitzelt worden sein.

Der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald hatte vergangene Woche dem Nachrichtenmagazin „L’ Espresso“ berichtet, dass sich auch die britischen Geheimdienste Zugang zum Kabelsystem optischer Fasern verschafft hätten, über das Telefonanrufe, E-Mails und der Internetinformationsstrom in Italien verlaufen. Die relevanten Informationen, die die Briten sammelten, seien dann mit der NSA getauscht worden. Damit hätten vertrauliche Informationen über Politiker, Staatsdiener und Unternehmen in Italien gesammelt werden können.

Die Briten wählten Telefonanrufe und E-Mails, aus denen unter anderem „politische Absichten ausländischer Regierungen“ entnommen werden konnten, berichtete Greenwald. Premier Enrico Letta wird dem Parlament in der Woche zwischen dem 11. und dem 15. November über die Spionageaffäre berichten.

religion.ORF.at/APA

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