Der zerstörte Leopoldstädter Tempel als Symbol

Anlässlich des Gedenkens „75 Jahre Novemberpogrom“ rekonstruiert das Psychosoziale Zentrum ESRA den Leopoldstädter Tempel in Form einer bedruckten Plane. Er war der größte Tempel Wiens.

Bis zum Novemberpogrom 1938 stand dieser 1858 fertiggestellte Tempel, in der Tempelgasse 5 – der heutigen ESRA-Adresse. In Zusammenarbeit mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) wird auf dem Vorplatz in der Tempelgasse eine Ausstellung über die Ereignisse des Jahres 1938 und die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit präsentiert. Die Ausstellung sowie die Rekonstruktion der Tempelfassade werden bis 25. November zu sehen sein.

Psychosoziales Zentrum ESRA

ESRA bedeutet auf Hebräisch Hilfe. ESRA ist als Zentrum für die psychologische, medizinische und sozialarbeiterische Betreuung von Überlebenden der NS-Verfolgung, von traumatisierten Menschen, Flüchtlingen, jüdischen EinwanderInnen sowie der jüdischen Gemeinde seit 1994 tätig.

ESRA arbeitet interdisziplinär - mit mehr als 60 Ärztinnen, Krankenpfleger, Psychotherapeutinnen und Sozialarbeitern. Jährlich nehmen mehr als 3.000 Menschen die Dienste von ESRA in Anspruch. Die Behandlungen und Beratungen erfolgen kostenlos.

Ganztägige Gedenkveranstaltung

Am Montag, dem 11. November, findet am Vorplatz von ESRA eine ganztägige Gedenkveranstaltung statt. Für Schulklassen und alle Interessierten werden kostenlose Führungen angeboten (um Anmeldung wird gebeten: 01/22 89 469-319, office@doew.at). An diesem Tag werden auf dem Platz mehrere Stunden lang die Namen österreichischer Opfer der Shoah verlesen, heißt es in einer Aussendung von ESRA.

Um 16 Uhr wird eine öffentliche Gedenkzeremonie auf dem Vorplatz abgehalten, bei der VertreterInnen der Israelitischen Kultusgemeinde, des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und des Psychosozialen Zentrums ESRA sprechen werden.

„Social Support“

„Für ESRA ist das Gedenken an diese Ereignisse ein Anlass, um die Notwendigkeit des ‚social support’ für traumatisierte Menschen zu unterstreichen. ‚Social support’ bedeutet auch das Wahrnehmen und Anerkennen von Leid durch die Gesellschaft und das Übernehmen von Verantwortung.

Die Ursachen, die einem Trauma zugrunde liegen können, sind vielfältig: das Erleben von Gewalt, Vertreibung, Folter und anderen extremen Erfahrungen, die der oder die Einzelne alleine kaum zu verarbeiten vermag. Hier bietet das Psychosoziale Zentrum ESRA umfassende professionelle Hilfe in geschütztem Rahmen“, so Peter Schwarz, Geschäftsführer von ESRA in der Aussendung.

Vertrauen wiederherstellen

ESRA hat sich zum Ziel gesetzt, einerseits schwere Traumatisierungen zu lindern, andererseits die Gesellschaft zu sensibilisieren. „Bei Überlebenden der NS-Verfolgung und auch bei aktuellen Flüchtlingen, die hier in Österreich stranden und unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom leiden, haben wir als Gesellschaft die Verantwortung, sie entsprechend zu betreuen und zu versuchen ihnen das verlorene Vertrauen in Mitmenschen wieder zu geben".

Und: „Wir sprechen immer wieder davon, dass wir aus der Geschichte lernen sollen. Ich denke, dass dieses Wissen um diese Verantwortung des Einzelnen und der Allgemeinheit ein wesentlicher Lerneffekt ist“, so Schwarz.

religion.ORF.at

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