Vatikan: Medjugorje kirchlich nicht anerkannt

Der Vatikan hat einer Meldung der Catholic News Agency (CNA) von Mittwoch zufolge von amerikanischen Katholiken eine Distanzierung von den Medjugorje-Marienerscheinungen verlangt.

Laut CNA erinnerte Nuntius Erzbischof Carlo Maria Vigano in einem Schreiben an die US-Bischofskonferenz daran, dass es sich nach dem Urteil der Glaubenskongregation bei den Erscheinungen in der herzegowinischen Gemeinde nicht um gesicherte übernatürliche Offenbarungen handle. „Daraus folgt, dass es Klerikern und Gläubigen nicht erlaubt ist, an Treffen, Konferenzen oder öffentlichen Feiern teilzunehmen, bei denen die Glaubwürdigkeit solcher ‚Erscheinungen‘ als gegeben vorausgesetzt wird“, zitiert die CNA aus dem Brief.

„Seher“-Vortragsreise Anlass

Vigano erklärt, er schreibe auf Bitten von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, des Präfekten der Glaubenskongregation. Anlass ist die angekündigte Vortragsreise des Medjugorje-„Sehers“ Ivan Dragicevic durch mehrere Pfarren in den USA. Während seiner Auftritte sei mit weiteren Erscheinungserlebnissen zu rechnen, so der Nuntius in Washington.

Pilger im Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina

Reuters/Dado Ruvic

Pilger in Medjugorje

Medjugorje ist ein von Franziskanern betreuter, aber kirchlich nicht anerkannter Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina. Dort soll es seit Juni 1981 zu Marienerscheinungen gekommen sein. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter Maria habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten.

Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der „Gospa“ (Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen.

Offizielle Wallfahrten nicht möglich

Jedes Jahr pilgern Hunderttausende Menschen nach Medjugorje, unter ihnen viele Kranke und Heilsuchende. Um die Pilgerseelsorge gab es immer wieder Konflikte zwischen Franziskanern, ehemaligen Franziskanern und dem Ortsbischof. Die römische Franziskanerordenszentrale, der Ortsbischof und der Vatikan versuchten wiederholt, mit Disziplinarmaßnahmen ordnend einzugreifen.

1991 formulierte die damalige Jugoslawische Bischofskonferenz Leitlinien zu dem Phänomen. Darin heißt es, es stehe nicht fest, dass die Vorgänge übernatürlich seien. Daraus ergebe sich, dass offizielle Wallfahrten nach Medjugorje nicht möglich seien. Zugleich wird jedoch die Notwendigkeit der seelsorgerischen Betreuung der Pilger unterstrichen. Die Römische Glaubenskongregation hat die Leitlinien bestätigt.

religion.ORF.at/KAP

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