Türkei: Opposition gegen „schrittweise Islamisierung“

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hat mit Kritik an Studentenheimen für Frauen und Männer Empörung in der Türkei ausgelöst. Die Opposition wirft Erdogan eine schrittweise Islamisierung vor.

Säkulare Oppositionspolitiker warfen dem islamisch-konservativen Regierungschef Erdogan vor, sich immer mehr in das Privatleben einzumischen und sich als Sittenwächter aufzuführen. Dagegen kündigten Regierungspolitiker an, gegen gemischte Wohnheime vorzugehen, wie türkische Medien am Donnerstag berichteten.

Vizeregierungschef Bekir Bozdag sagte, der Schutz Jugendlicher sei ein Auftrag, der sich aus der Verfassung ableite. Provinzpolitiker der Regierungspartei AKP erklärten, es gebe Beschwerden der Bevölkerung. Auch aus der AKP wurden aber Bedenken gegen Äußerungen Erdogans laut.

„Keimzelle für Terrorismus, Prostitution“

„Männliche und weibliche Studenten leben in denselben Unterkünften. Das wird nicht überprüft“, hatte Erdogan erklärt. Innenminister Muammer Güler sagte, das Wohnen unter einem Dach sei Keimzelle für Terrorismus, Prostitution und Kriminalität.

Haluk Koc, Sprecher der Oppositionspartei CHP, warf der Regierung vor, die Bürger ausspionieren zu wollen. CHP-Chef Kemal Kilicdaroglu hatte am Dienstag gesagt, Erdogan wolle die Türkei zu einem Nahost-Staat machen, in dem es keine gemeinsame Bildung für Burschen und Mädchen mehr gebe.

Die säkulare Opposition in der Türkei wirft Erdogan vor, eine schrittweise Islamisierung zu betreiben. Kritik gibt es auch an seinem autoritären Regierungsstil. Im Sommer gab es in vielen Provinzen heftige Demonstrationen gegen Erdogan und seine Partei. Die Polizei geht weiter mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Proteste vor, die inzwischen aber abgeflaut sind.

religion.ORF.at/dpa/APA/AFP

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