Rabbiner warnen vor Religionsfeindlichkeit

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, hat vor einer zunehmenden Religionsfeindlichkeit in Europa gewarnt. Juden beobachten auch ein Erstarken von Antisemitismus in Europa.

Der Raum für die Religionen von Minderheiten, etwa für Juden und Muslime, werde immer kleiner, sagte der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Als Beispiel nannte Goldschmidt, der auch Rabbiner in Moskau ist, das Schächtungsverbot in Polen sowie einen Beschluss des Europarats, der die rituelle Beschneidung von Knaben in Frage stellt.

Rund 200 europäische Rabbiner kommen von diesem Sonntag an für drei Tage zu einer Konferenz in Berlin zusammen. Sie wollen sich dabei unter anderem mit dem Schutz der Rechte von jüdischen Frauen beschäftigen, deren Ehemänner eine religiöse Scheidung verweigern, sowie mit dem Zustand der Seelsorge.

Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht

Anlässlich der Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht hat der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, einen weiterhin starken Antisemitismus in Deutschland und Europa beklagt. Juden erlebten Hass „in seiner gesamten Brutalität, wie wir sie eigentlich seit Jahrhunderten erleben“, sagte Kramer dem NDR am Samstag. Es gebe zahlreiche „Beispiele von Gewalt gegen Sachen, gegen Gräber, gegen Gemeinden wie auch gegen Menschen“.

Deutlich stärker als Gewalt gegen Juden sei allerdings Antisemitismus durch Worte - was aber nicht „weniger gefährlich und weniger verletzend“ sei. Diese Form von Judenfeindlichkeit finde „in der Mitte der Gesellschaft statt“, beklagte Kramer. „Ich nenne ihn immer gerne den Salon-Antisemitismus, der ist mittlerweile wieder en vogue geworden.“ Eine am Freitag veröffentlichte Studie hatte ergeben, dass Juden in Europa einen steigenden Antisemitismus beobachten - mehr dazu in Studie: Antisemitismus in Europa auf dem Vormarsch. Besonders häufig äußerten sie diese Beobachtung in Frankreich, Belgien und Ungarn.

Reichspogromnacht: 1400 Synagogen zerstört

Bei der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 waren rund 1400 Synagogen, tausende jüdische Geschäfte, Arztpraxen, Betriebe und Wohnhäuser in Deutschland und Österreich binnen weniger Stunden zerstört worden. Dutzende Menschen wurden getötet. In den darauf folgenden Tagen wurden etwa 30.000 jüdische Männer in die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald verschleppt. In Deutschland wird am Samstag mit Veranstaltungen in zahlreichen Städten des Pogroms an der jüdischen Bevölkerung gedacht.

dpa/KAP/APA

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