Michael Landau: Chemie, Religion und Billard

Michael Landau, der langjährige Direktor der Caritas Wien ist ab sofort auch Präsident der Caritas Österreich. Sein Einsatz gilt vor allem dem Kampf gegen die Armut und für ein Bildungssystem, das allen zugänglich sein soll.

Mit Michael Landau (53) ist am Mittwoch ein Spätberufener zum neuen Präsidenten der Caritas Österreich gewählt worden. Erst mit 20 ließ er sich taufen, studierte Biochemie wie auch Theologie und wurde 1992 zum Priester geweiht. 1995 schaffte er den Sprung zum Wiener Caritas-Direktor und firmierte neben dem scheidenden Österreich-Chef Franz Küberl als Aushängeschild der Hilfsorganisation.

Landau zeichnete sich in den vergangenen Jahren vor allem durch seinen Einsatz gegen Armut, für Flüchtlinge und Asylwerber und für eine Reform des österreichischen Bildungssystems aus. „Je geringer die formale Bildung, desto eher sind Menschen von Einkommensarmut betroffen und bleiben es. Zudem wird Bildungsarmut auch an die nächste Generation vererbt“, sagte Landau anlässlich des „Tags der Arbeitslosen“ 2013.

Keine Scheu vor Politik und Boulevard

Als Verteidiger des Sozialstaates erwarb Landau sich seinen Ruf, und ebenso wie Küberl zeigte er keine Scheu, sich mit Politik und Boulevardmedien anzulegen. Zuletzt waren es etwa die im Wiener Servitenkloster untergekommenen Flüchtlinge, die er vor Profilierungsversuchen auf deren Kosten zu schützen versuchte. Allianzen schloss er in Asylfragen nicht nur mit der evangelischen Diakonie, sondern etwa auch mit Amnesty International.

Kabarettist Josef Hader, der von Obdachlosigkeit betroffene Rudi und  Michael Landau

APA/Georg Hochmut

Michael Landau

Die Aufgabe des Caritas-Präsidenten hatte der 53-Jährige, der immer wieder im „Tachles“, dem Restaurant seines Bruders, anzutreffen ist, im Vorfeld der Wahl als eine der „spannendsten Aufgaben innerhalb der katholischen Kirche“ bezeichnet.

Bildung scheint in Landaus Familie eine zentrale Rolle zu spielen: Auch sein jüngerer Bruder Daniel engagiert sich als Lehrer und Musiker für ein besseres Bildungssystem. Der persönliche Bildungsweg Michael Landaus ist durchwegs mit Auszeichnungen gepflastert. Er absolvierte sowohl die Matura als auch seine Studien (Biochemie, katholische Theologie und Kirchenrecht) mit Auszeichnung.

Sein Interesse in jungen Jahren galt aber der Naturwissenschaft. Als Schüler gewann er zwei Mal die österreichische Chemie-Olympiade und streifte 1977 die Bronzemedaille bei der internationalen Chemie-Olympiade ein. Als erstes Studium wählte er Biochemie - mit dem Schwerpunkt auf medizinische Chemie.

Hartberger: „Sinnvolle Personalressource“

In dieser Zeit schloss er auch eine bis heute andauernde Freundschaft mit dem heutigen Intendanten des Klangforums Wien, Sven Hartberger. Dieser erinnert sich an gemeinsamen Billardunterricht beim österreichischen Staatsmeister und Weltrekordhalter Heinrich Weingartner: „Wir waren aber beide keine guten Spieler. Was er aber sehr gut kann, ist sein Job, jetzt auch als Caritas-Präsident für Österreich. Er ist für mich ein rares Beispiel, wo die römisch-katholische Kirche eine Personalressource sinnvoll einsetzt“, so Hartberger gegenüber religion.ORF.at.

Vor Abschluss seines ersten Studiums ließ sich Landau, Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter, taufen, damals war er 20. Sechs Jahre später begann er katholische Theologie zu studieren und widmete sich fortan einer priesterlichen Laufbahn - 1988 trat er in das Priesterseminar der Erzdiözese Wien ein. Die Priesterweihe erfolgte 1992 in Rom.

Kabarettist Josef Hader, der von Obdachlosigkeit betroffene Rudi und  Michael Landau

APA/Georg Hochmut

Kabarettist Josef Hader, der von Obdachlosigkeit betroffene Rudi und Michael Landau im Rahmen einer Caritas-Kampagne

Mehrfach ausgezeichnet

Der Träger mehrerer Preise und Auszeichnungen (Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, Aufnahme in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, 2007, und Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2012) gab sich angesichts seiner möglichen Wahl zum Caritas-Präsidenten bescheiden: Es gebe „mehrere, die das gut könnten“.

Papst Benedikt XVI. ernannte Landau 2006 zum „Kaplan seiner Heiligkeit“, er kann also mit „Monsignore“ angesprochen werden kann. Seinem Vorgänger als Caritas-Direktor, Helmut Schüller, wurde diese Ehrung vermutlich aufgrund seines Aufrufs zum Ungehorsam 2012 entzogen. Seit 2008 ist Landau 2008 Vorsitzender der Rechtskommission der „Caritas internationalis“, der Vereinigung der 165 nationalen Caritasverbände.

Patzelt: „kompromisslos, aber nie verletzend“

Auch Heinz Patzelt, Geschäftsführer von Amnesty International, würdigte Landau gegenüber religion.ORF.at: „Ich schätze an ihm seine ehrliche, offene, immer klare, kompromisslose Position, die er einnimmt und dabei niemals unter der Gürtellinie, bösartig oder verletzend argumentiert. Er ist niemand, der weiche Kompromisse macht, sondern den hart errungenen Konsens in den Vordergrund stellt.“

religion.ORF.at

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