Wiederverheiratete: Vatikan fordert Freiburger Rückzug

Eine Handreichung für Wiederverheiratete der deutschen Diözese Freiburg hatte in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt. Jetzt fordert der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation einen Rückzug.

In der Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen hat die Glaubenskongregation die Erzdiözese Freiburg aufgefordert, ihren Vorstoß zurückzuziehen. Wie die deutsche katholische Zeitung „Tagespost“ berichtet, erfolgte die Aufforderung per Brief des Präfekten der Kongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, an seinen Freiburger Glaubensbruder Robert Zollitsch. Müller betont in dem Schreiben, der Entwurf enthalte zwar „richtige und wichtige“ Hinweise, stimme aber in Punkten nicht mit der kirchlichen Lehre überein.

Erzbischof Müller

Foto: dpa/Armin Weigel

Gerhard Ludwig Müller

„Ermutigende Reaktionen“

Die Diözese Freiburg wies Müllers Forderung zurück und sprach von ermutigenden Reaktionen, die sie auf ihren Vorstoß erhalten habe. Katholiken, die nach einer Scheidung wieder heiraten, sollten nicht kategorisch vom kirchlichen Leben und kirchlichen Ämtern ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher. Ziel sei es daher, auf die Betroffenen zuzugehen und Angebote für sie zu entwickeln.

Anfang Oktober hatte das Seelsorgeamt des Erzbistums Freiburg eine Handreichung für Seelsorger herausgegeben und unter anderem angekündigt, geschiedenen Katholiken nach erneuter Heirat nicht mehr grundsätzlich die Kommunion und andere Sakramente zu verwehren. Eine Wiederheirat nach einer Scheidung gilt in der katholischen Lehre als Sünde.

Müller: „Verwirrung der Gläubigen“

Müller warnt dem Bericht zufolge vor einer „Verwirrung der Gläubigen hinsichtlich der Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe“. Der Freiburger Vorstoß habe in Deutschland und weltweit für Verunsicherung gesorgt. Der Ende Oktober verschickte Brief ging in Kopie an alle Diözesanbischöfe in Deutschland. Die Deutsche Bischofskonferenz hielt anschließend allerdings fest, dass der Freiburger Vorstoß keine allgemeine Gültigkeit habe und bloß als ein Diskussionbeitrag zu verstehen sei - D: Bischöfe bei Wiederverheirateten uneins.

Das Erzbistum Freiburg vertraue auf Papst Franziskus, sagte ein Sprecher am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. „Der Papst weckt die Sehnsucht nach einer erneuerten Kirche.“ In diesem Geiste stehe der Freiburger Vorstoß. Die Handreichung des dortigen Seelsorgeamtes habe „viele ermutigende Reaktionen“ ausgelöst - weit über die Erzdiözese Freiburg hinaus.

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch, zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, äußerte sich nicht zu Müllers Kritik. Er befinde sich derzeit in Exerzitien, sagte sein Sprecher. Dies seien Tage des Schweigens und des Gebetes.

Zweite Rüge von Müller

Müller, selbst Deutscher, hatte bereits vor einigen Wochen mit einem Interview in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ aufhorchen zu diesem Thema aufhorchen lassen. Darin lehnte er die Mögilchkeit, wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zu den Sakramenten zu gewähren, kategorisch ab - mehr dazu in Vatikan: Keine Sakramente für Wiederverheiratete.

Auf wenig Verständnis stößt Müllers Abwehrhaltung bei einem weiteren prominenten Mitglied des deutschen Episkopats: Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, sagte vergangene Woche, die Gespräche über dieses Thema dürften nicht allein auf die Lehre der Kirche verengt werden. „Der Präfekt der Glaubenskongregation kann die Diskussion nicht beenden“, so Marx. Seine Stimme dürfte in Rom ähnliches Gewicht haben wie die von Müller - schließlich ist Marx einer jener acht Kardinäle, die Franziskus ausgewählt hat, um ihn bei der Reform der Kurie zu beraten.

dpa/religion.ORF.at

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