Papst Franziskus im Visier der Mafia?

Papst Franziskus’ Feldzug gegen die Korruption macht ihn zum Ziel von Italiens übermächtigen Mafia-Clans: Das sagte einer der führenden Anti-Mafia-Strafverfolger dem englischen „Guardian“.

Staatsanwalt Nicola Gratteri äußerte gegenüber der Zeitung am Mittwoch(Onlineausgabe), dass Franziskus’ Versuche, den Vatikan transparenter zu machen, Mitglieder des organisierten Verbrechens, die mit korrupten Geistlichen Geschäfte machten, „nervös und beunruhigt“ machten. Gratteri, der gegen die ’Ndrangheta, den kalabrischen Mafia-Flügel, kämpfte, sagte gegenüber der italienischen Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano“: „Papst Franziskus bricht die Zentren der wirtschaftlichen Macht im Vatikan auf.“

„Könnten gefährlich sein“

Er wisse nicht, ob Angehörige der Mafia die Möglichkeit hätten, dem Papst „ein Bein zu stellen“, aber sie dächten mit Sicherheit darüber nach. „Sie könnten gefährlich sein“, so Gratteri.

Franziskus, der für eine „arme Kirche“ steht, treibt die von Benedikt XVI. begonnene Reform der Vatikan-Bank voran - einer Bank, die seit langem im Verdacht steht, der ’Ndrangheta bei der Geldwäsche dienlich gewesen zu sein. Diese Woche habe die Polizei ein Luxushotel in Rom beschlagnahmt, das früher ein Kloster war und das die kriminelle Organisation von einem Orden gekauft haben soll, berichtete der „Guardian“.

Starke Auftritte gegen Korruption

In feurigen Predigten prangert Franziskus immer wieder Korruption in öffentlichen Verwaltungen und Unternehmen an. Bestechungsgelder anzunehmen, sei „schwer sündhaft“, so der Papst am vergangenen Freitag in seiner täglichen Frühmesse in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta im Vatikan. Gott habe den Menschen aufgetragen, ihr Geld durch ehrliche Arbeit zu verdienen, „und nicht auf diesen Wegen, die einfacher sind, dir aber am Ende alles nehmen“.

Papst Franziskus im offenen Wagen auf dem Petersplatz

APA/EPA/ANSA/Guido Montani

Papst Franziskus nach der Generalaudienz auf dem Petersplatz

Die Anhänger der Göttin „Schmiergeld“ verlören ihre Würde, so Franziskus. Korruption lasse sich auch nicht mit dem Hinweis rechtfertigen, dass alle anderen ebenso handelten. Sie müsse vielmehr schon von Anfang an bekämpft werden, forderte der Papst in der Predigt. Denn was mit einem „Briefumschlag“ beginne, werde schon bald zur „Droge“.

„Stillschweigende Duldung der Kirche“

Die Mafia, die durch Investitionen und Geldwäsche „die wahre Macht“ besitze, sei durch die „stillschweigende Duldung der Kirche“ reich geworden, so Mafia-Ankläger Gratteri weiter. „Das sind die Leute, die nervös werden.“ Gratteri wirft Priestern und Bischöfen in Süditalien vor, mit den Verbrechen zu kooperieren, indem sie sich etwa durch persönlichen Umgang mit ihnen legitimierten.

Verstärkend für die Verbindung wirke die „glühende religiöse Ergebenheit“ der Gangster, sagte Gatteri dem „Guardian“ zufolge. Es gebe in den Gangster-Clans „kein Ritual der Zusammengehörigkeit, das nicht die Religion heraufbeschwört“, so der Mafia-Ankläger.

Zulehner: Es gibt Gerüchte

Stimmen, die um die Sicherheit von Papst Franziskus besorgt sind, gibt es bereits viele. So äußerte etwa der österreichische Pastoraltheologe Paul Zulehner im Zuge der Debatte über eine Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester im September dieses Jahres, er hoffe, dass Papst Franziskus nicht vorher umgebracht werde.

„Manche Leute fürchten auch, dass es den Konservativen zu viel ist und dass manche auch daran denken, ihn (den Papst, Anm.) umzubringen. Es gibt solche Gerüchte“, sagte Zulehner wörtlich in einem Zeitungsinterview. Papst Franziskus werde sich wieder viel stärker an der Bibel orientieren, er stelle möglicherweise vieles, das über die Jahrhunderte gewachsen ist, infrage, sagte Zulehner - mehr dazu in Angst um Papst wegen Zölibatsdebatte

religion.ORF.at

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