D: Khorchide weist Kritik an seiner Theologie zurück

Seit Wochen kritisieren muslimische Verbände die Theologie des Leiters des Zentrums für Islamische Theologie in Münster, Mouhanad Khorchide. Jetzt hat sich der Österreicher in einem Radio-Interview zur Wehr gesetzt.

In der Sendung „Tag für Tag“ im Deutschlandfunk (Donnerstag) wandte sich Khorchide entschieden gegen den Vorwurf, nur wie ein Orientalist und nicht wie ein Theologe zu arbeiten. Er betrachte den Islam „aus einer Innenperspektive“ heraus. „Und deshalb sehe ich meine Arbeit genuin als eine islamisch-theologische Arbeit“, sagte der dem liberalen Flügel des Islam zugerechnete österreichische Wissenschaftler, der auch regelmäßig für die Wiener Wochenzeitung „Die Furche“ schreibt.

Mouhanad Khorchide

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Mouhanad Khorchide

Das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster bildet Lehrer für den neuen islamischen Religionsunterricht an nordrhein-westfälischen Schulen aus. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM), die wichtigste Dachorganisation muslimischer Verbände in Deutschland, wirft Khorchide vor, nicht wie ein Vertreter einer bekenntnisorientierten Religion zu argumentieren.

Das Gremium hat ein Gutachten über die Theologie und Bücher Khorchides angekündigt. Brisant ist aus Sicht der Verbände vor allem die jüngste Veröffentlichung, sie trägt den Titel „Scharia - Der missverstandene Gott“.

„Bis jetzt habe ich niemanden gesehen“

Khorchide wirft im Deutschlandfunk seinerseits den Verbandsvertretern vor, sich seine Lehrveranstaltungen nicht näher anzusehen. „Bis jetzt habe ich niemanden gesehen.“ Wenn er in jedem Buch mit mehr als 400 Koranversen argumentiere, sei das „keineswegs die Vorangehensweise eines Orientalisten oder eines Islamwissenschaftlers“.

Zugleich räumte Khorchide Fehler im Umgang mit den Verbänden ein. Er hätte sich mit deren Vertretern häufiger an einen Tisch setzten sollen, dann „hätte man einiges an Missverständnissen aus der Welt geschaffen“, so Khorchide. Künftig wolle er sich „etwas mehr Zeit für die offene Kommunikation“ nehmen.

Beirat noch nicht konstituiert

Der „Deutschlandfunk“ zitiert weiter den KRM-Sprecher Bekir Alboga, wonach die Verbände eine neue Kandidatin für den Beirat benannt hätten, jenes Gremium, das über Lehrinhalte und -personal am ZIT bestimmt.

Dabei handle es sich um die Berliner Islamlehrerin Rukiye Kurtbeker, die im Auftrag der Islamischen Förderation Berlin arbeite. Diese gehört zur Gemeinschaft Milli Görüs, die vom deutschen Verfassungsschutz wegen möglicher verfassungsfeindlicher Bestrebungen beobachtet wird. Alboga sagte dem Sender, dass das Bundesinnenministerium bereits grünes Licht für Kurtbeker gegeben habe.

Vier Beiratsvertreter benennt die Universität, vier weitere der KRM selbst. Vorschläge für einen dieser vier Beiratsposten waren bislang wegen Zweifeln an der Verfassungstreue der Kandidaten abgelehnt worden. Deshalb hat sich das Gremium noch nicht konstituiert. Weil der Bund das Zentrum finanziell unterstützt, überprüft er die Kandidaten für den Beirat.

Sobald der Beirat konstitiert ist, könne er auch Khorchide als Leiter des ZIT abberufen, hatte die Rektorin der Universität Münster, Ursula Nelles, kürzlich erklärt - mehr dazu in D: Streit um islamische Theologie an Universität Münster.

KAP/KNA/religion.ORF.at

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