Oberhaupt der Weltorthodoxie würdigt Österreich

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat im Zuge seines Österreich-Besuchs das gute Verhältnis von Kirche und Staat und die gute Zusammenarbeit der Kirchen in Österreich gewürdigt.

Bartholomaios unterstrich während seines Besuchs vor allem die Bedeutung des Dialogs bei der Suche nach der Einheit der Christen. Dafür brauche es „Mut und Ehrlichkeit“, erklärte er. Das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie hatte am Wochenende in der Bundeshauptstadt an den Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum der orthodoxen Metropolie von Austria teilgenommen.

Sendungshinweise

Religion aktuell
Montag, 25.11.2013, 18.55 Uhr Ö1

Praxis - Religion und Gesellschaft
Mittwoch, 27.11.2013, 16.00 Uhr Ö1

Rom-Besuch „spontane Eingebung“

Er beendete am Montag seine Pastoralvisite, der die Teilnahme an zwei theologischen Konferenzen vorausgegangen war. Bei einem Essen in der Apostolischen Nuntiatur, bei dem auch Kardinal Christoph Schönborn zugegen war, berichtete Bartholomaios I. nach Angaben der Ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“, sein Entschluss zur Teilnahme an der Amtseinführung von Papst Franziskus am 19. März sei eine „spontane Eingebung“ gewesen.

Es war das erste Mal in der Geschichte, dass ein Ökumenischer Patriarch an der Amtseinführung eines römischen Papstes teilnahm. Er sehe der neuerlichen Begegnung mit Papst Franziskus bei dessen geplanter Pilgerreise ins Heilige Land 2014 mit hohen Erwartungen entgegen.

Kardinal Christoph Schönborn würdigte seinerseits die persönliche Präsenz des Patriarchen bei der Amtseinführung des Papstes. Bartholomaios I. lege Zeugnis ab für die bedrohten und verfolgten Christen, in seinem Dienst für die gesamte Orthodoxie „von einer exponierten Situation“ aus. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios übt sein Amt von seinem Sitz in der türkischen Metropole Istanbul, dem Phanar, aus. Die Christen bilden heute nur mehr eine Minderheit in der mehrheitlich sunnitisch-islamischen Türkei.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.

Reuters/David Mdzinarishvili

Patriarch Bartholomaios I. ist seit 1991 griechisch-orthodoxer Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel mit Sitz in Istanbul. Er wird als der 270. Nachfolger des Apostels Andreas angesehen. Der Patriarchenstuhl von Konstantinopel gilt als der Erste und somit ist sein Inhaber „Erster unter Gleichen“ gegenüber den anderen Oberhäuptern eigenständiger östlich-orthodoxer und altorientalischer Kirchen weltweit.

Höhepunkt des Besuchs war ein Festgottesdienst am Sonntagvormittag in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale, dem der Patriarch vorstand. Mit Bartholomaios I. konzelebrierten u.a. Metropolit Arsenios von Austria sowie die Metropoliten Emanuel von Frankreich und Irinej von Backa/Novi Sad. Von Seiten der Ökumene nahm u.a der evangelische Bischof Michael Bünker an dem Gottesdienst teil.

Begegnung mit Integrationsstaatssekretär

Am Samstagabend fand zu Ehren des Patriarchen in der Kathedrale ein klassisches Konzert statt. Im Rahmen des Festes konnte Bartholomaios I. auch mit den Wiener Weihbischöfen Franz Scharl, Stephan Turnovszky und Helmut Krätzl sowie mit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz zusammentreffen.

Am Samstagvormittag hatte Patriarch Bartholomaios das orthodoxe Schulamt in Wien besucht und dabei die Bedeutung des Religionsunterrichts unterstrichen. Neben den heute aktiven 85 Religionslehrinnen und Religionslehrern, die ca. 11.000 orthodoxe Schülerinnen und Schüler landesweit unterrichten, sind zur Zeit 50 Studenten an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems inskribiert.

„Pflicht zur Ökumene“

Vor den zahlreichen Vertretern der orthodoxen Kirchen bekräftigte der Patriarch die Pflicht zur Ökumene und zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Er äußerste zugleich seine Hoffnung, dass auch jene Teile der Orthodoxie umdenken, die sich bisher gegen den Dialog mit anderen Kirchen ausgesprochen hatten. - Als Gäste nahmen an der Begegnung u.a. auch der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa und die katholischen Schulamtleiterin Christine Mann teil. Patriarch Bartholomaios und der orthodoxe Schulamtsleiter Branislav Djukaric dankten der Erzdiözese Wien für die gute Zusammenarbeit. Das orthodoxe Schulamt ist in Räumlichkeiten des katholischen Schulamtes untergebracht.

KAP, APA, religion.ORF.at

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