Islamischer Prediger al-Karadawi bricht mit Al-Azhar

Im Streit um den Sturz des ägyptischen Präsidenten hat der einflussreiche Prediger Jussef al-Karadawi mit der Kairoer Al-Azhar-Universität gebrochen. Al-Karadawi gilt als graue Eminenz der ägyptischen Muslimbrüder.

Er erkläre seinen Austritt aus dem Hohen Rat der islamischen Geistlichen von Al-Azhar, teilte al-Karadawi am Dienstag mit. Er warf der Universität vor, sich in die Diensten des Militärputsches gestellt zu haben. Al-Karadawi ist ein entschiedener Unterstützer des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi.

„Wir haben darauf gewartet, dass der Scheich von Al-Azhar auf den rechten Weg zurückkehrt und sich von dem tyrannischen Regime distanziert“, erklärte al-Karadawi, der schon seit Monaten den Sturz Mursis durch das Militär kritisiert.

Höchste Autorität im sunnitischen Islam

Al-Azhar ist die höchste Autorität im sunnitischen Islam. Nach dem Sturz Mursis Anfang August hatte die Institution, die traditionell eine moderate Haltung einnimmt, versucht, sich aus dem blutigen Konflikt zwischen Anhängern und Gegnern Mursis herauszuhalten.

Der 86-jährige al-Karadawi, der regelmäßig im arabischen Satellitensender Al-Jazeera auftritt, gilt als einer der einflussreichsten Prediger des sunnitischen Islams. Unter Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser wurde er mehrfach inhaftiert und ging im Jahr 1961 in den Golfstaat Katar, dessen Staatsbürgerschaft er schließlich annahm. Im Februar 2011 kehrte er erstmals wieder nach Ägypten zurück und leitete kurz nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak das Freitagsgebet auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo.

APA/AFP