Syrien: Christenstadt erneut von Islamisten okkupiert

Islamistische Truppen, darunter Dschihadisten, haben den historischen Kern der christlich syrischen Stadt Maalula besetzt und zwölf Schwestern aus dem orthodoxen Kloster St. Thekla als Geiseln genommen.

Der apostolische Nuntius, Erzbischof Mario Zenari, bestätigte die Vorfälle am Dienstag gegenüber Radio Vatikan, Motive hinter der Geiselnahme seien jedoch noch offen. Laut Zenari seien die Nonnen in das 30 Kilometer von Maalula entfernte Jabrud gebracht worden. Die syrische Sozialministerin Kindaal-Shammat appellierte indessen an die internationale Gemeinschaft, auf jene Staaten Druck auszuüben, die mit den islamistischen Milizionären im Bund stehen, um die Freilassung aller „von den Terroristen gefangen genommenen Geiseln“ zu erreichen, berichtete die Stiftung Pro Oriente.

Stadtkern besetzt

Zuvor war es wochenlang zu Kämpfen um die Stadt zwischen den Rebellen und Truppen des syrischen Machthabers Baschar Al-Assad gekommen. Mittlerweile hat auch die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte die Besetzung des historischen Stadtkerns durch islamistische Truppen gemeldet. Die Geiselnahme der zwölf Nonnen wollte die Beobachtungsstelle vorerst aber nicht bestätigen. Die Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt - sie liegt nahe einer der Hauptverkehrsverbindungen durch Syrien - dauerten auch am Montagabend noch an.

Maalula war bereits Anfang September von den Rebellen, darunter Kämpfer der Al-Kaida-nahen Al-Nusra-Front, eingenommen worden. Drei Tage später wurden sie von den regulären Streitkräften vertrieben, doch seither folgten tägliche Gefechte um die Stadt.

Auch Kleinstadt Deir Atieh betroffen

Vor Maalula hatten die Islamisten auch die Kleinstadt Deir Atieh nördlich von Damaskus in ihre Gewalt gebracht. Wie griechisch-orthodoxe Quellen der vatikanischen Nachrichtenagentur Fides berichteten, gelang es den Islamisten am 22. November, die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie drangen in das öffentliche Krankenhaus ein und nahmen die Patienten in Geiselhaft. Das Museum mit seinen zahlreichen archäologischen Funden und kostbaren Werken seien verwüstet, Moscheen und Kirchen beschädigt worden. Viele Privatwohnungen seien zudem geplündert und Zivilisten als menschliche Schutzschilder benutzt worden.

Viele der rund 25.000 Einwohner von Deir Atieh hätten die Flucht versucht, doch seien die Ausweise jener, die die Stadt verlassen wollten, von islamistischen Kämpfern kontrolliert und Träger christlicher Namen festgehalten worden, hieß es. In Deir Atieh hatten auch Hunderte Einwohner des rund 90 Kilometer von Damaskus entfernten Bergdorfes Kara Zuflucht gesucht, das ebenfalls von islamistischen Kämpfern überfallen worden war.

religion.ORF.at/KAP

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