Vatikan: Finanzministerium wahrscheinlich

Die finanziellen Aktivitäten des Vatikans werden nach Einschätzung von Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga voraussichtlich in einer zentralen Behörde gebündelt. Das sagte der Koordinator der Kardinalskommission zur Kurienreform am Mittwochabend in Rom.

Die „allgemeine Tendenz“ gehe dahin, eine „ähnliche Struktur wie ein staatliches Finanzministerium“ einzurichten, so der honduranische Kardinal Maradiaga. Das zweite Treffen der Beratergruppe des Papstes („C8“) ging am Donnerstag im Vatikan zu Ende. Rodriguez äußerte sich am Rande einer Buchvorstellung.

Der Kardinalsrat beriet noch nicht über die künftige Organisation der finanziellen Aktivitäten des Vatikans. Die Kardinäle wollen nach eigenen Angaben zunächst die Berichte der beiden von Papst Franziskus eingesetzten Kommissionen abwarten, dann soll das Thema voraussichtlich bei ihrem nächsten Treffen im Februar erörtert werden.

Arbeit der Kurienbehörden im Zentrum

Gegenwärtig sind mehrere Vatikan-Behörden mit Finanzgeschäften befasst, vor allem die sogenannte Vatikanbank IOR, die Güterverwaltung APSA und die Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten. IOR und APSA waren zuletzt wegen mutmaßlicher Schwarzgeldkonten in die Schlagzeilen geraten. Standen bei den ersten Beratungen Anfang Oktober Arbeitsweise und Kompetenzen der Weltbischofssynode im Mittelpunkt, so ging es bei diesem C8-Treffen um die Arbeit der zentralen Kurienbehörden.

Kardinal Oscarandres Rodriguez Maradiaga

REUTERS/Alessandro Bianchi

Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga

Den Auftakt bildete am Dienstag die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Einzelheiten oder konkrete Empfehlungen der Kardinal-Erzbischöfe von allen Kontinenten wurden nicht bekannt, auch nicht zur Frage, ob die aus ursprünglich zwei getrennten Ministerien zusammengelegte Behörde vielleicht wieder neu geteilt werden soll.

Nicht nur geringfügige Korrekturen

Die Kurienreform war im März von den zum Konklave versammelten Kardinälen eindringlich angemahnt worden. Betont wurde jetzt, dass es nicht nur um geringfügige Korrekturen an der bestehenden Kurien-Konstitution „Pastor bonus“ aus dem Jahre 1988 gehen soll. Ziel sei vielmehr ein komplett neuer Wurf. Allerdings werde das seine Zeit brauchen, so Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Weder bei dieser Sitzungsrunde noch beim nächsten Treffen Mitte Februar solle das neue Projekt stehen. Franziskus wolle aber das für den 22. Februar anberaumte Konsistorium nutzen, um dann in großer Kardinalsrunde über die Beratungen zu berichten.

Möglicherweise könnte die Zahl der bisher neun Kongregationen - der „großen“ Ministerien - steigen und die der zwölf päpstlichen Räte, der „kleinen“ Ministerien, etwa durch Zusammenlegung sinken. Weiters wird voraussichtlich versucht, die Arbeitsweise in den einzelnen Behörden zu straffen und manche historisch gewachsene Doppelarbeit abzubauen.

religion.ORF.at/KAP

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