Legionäre Christi: Neun Schuldige wegen Missbrauch

Der katholische Orden Legionäre Christi hat nach eigenen Angaben neun seiner Priester des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen für schuldig befunden, darunter ist auch der Ordensgründer Marcial Maciel.

„Die Missbrauchsprävention, die Umsetzung aller entsprechenden Vorgaben und Maßnahmen und die Achtung gegenüber den Opfern sind Priorität für die Legionäre Christi“, schreibt Generalvikar Sylvester Heereman in einem offenen Brief an alle Ordensmitglieder.

„Sexueller Missbrauch, besonders dann, wenn er von Menschen verübt wird, die sich Gott geweiht haben, ist ein furchtbares Übel mit tragischen Folgen für die Opfer und ihre Familien", heißt es gleich zu Beginn des ersten Teils des achtseitigen Briefes. Es ginge darum, immer wieder das Bewusstsein für die Schwere dieser Fälle und die Leiden der Opfer zu schärfen.

Zahlreiche Anschuldigungen gegen Ordenspriester

Der Orden will sich aus diesem Grunde auch während seines außerordentlichen Generalkapitells im Jänner 2014 eingehend mit dem Thema sexueller Missbrauch beschäftigen, nachdem in den vergangenen Jahren viele Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen Mitglieder des Ordens erhoben wurden.

Zuvor war die Ordensgemeinschaft wegen sexueller Beziehungen des mexikanischen Ordensgründers Marcial Maciel Degollado (1920-2008) zu einer Frau in die Schlagzeilen geraten. Degollado soll
mehrere uneheliche Kinder gezeugt und diese sexuell missbraucht haben. Maciel war im Februar 2008 im Alter von 87 Jahren in den USA gestorben. Ihm wird auch vorgeworfen, Seminaristen missbraucht zu haben. Zudem soll er ihnen die Absolution für gemeinsam begangene sexuelle Handlungen erteilt haben.

Fälle von 35 Priestern untersucht

Gemäß dem Kirchenrecht wurden bisher Fälle von insgesamt 35 Priestern bearbeitet. Noch sind nicht alle Untersuchungen abgeschlossen, neun Priester wurden aber bereits für schuldig befunden. Dazu gehören auch Marcial Maciel sowie Pater William Izquierdo.

Pater William Izquierdo, ein ehemaliger Lehrer an einer Einrichtung des Ordens im US-Bundesstaat Connecticut soll zwischen 1982 und 1994 demnach einen seiner Obhut unterstellten Novizen missbraucht haben.

Zwei der Beschuldigten wurden aus dem Priesteramt verstoßen, gegen sieben weitere wurden Sanktionen verhängt. Gegen den 85-jährigen Izquierdo, der den Angaben zufolge an schwerer Demenz leidet und seit 2008 nicht mehr als Priester tätig ist, soll keine Strafe ergehen. Er werde in eine Einrichtung mit betreutem Wohnen gebracht, wo er angemessen behandelt werde, hieß es.

In 14 Fällen lag nach Angaben der Legionäre Christi kein Missbrauch vor, zehn weiter Fälle werden noch untersucht, und in zwei Fällen handelte es sich um ehemalige Priester, die nicht kirchenrechtlich belangt werden konnten.

Generalvikar Heereman: „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass bis zum heutigen Tage alle uns möglichen Maßnahmen ergriffen wurden, damit kein Mitglied der Kongregation, von dem wir erfahren haben, dass es sexuelle Übergriffe verübt hat, noch Kontakt zu Minderjährigen hat“.

Kommission zur Missbrauchsvorbeugung

Am Donnerstag war vom Vatikan mitgeteilt geworden, dass Papst Franziskus angesichts zahlreicher Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche einen Ausschuss zum Schutz von Kindern einsetzt. Mehr dazu in Papst führt Kommission zur Missbrauchsvorbeugung ein. Dem Gremium gehören unter anderen der Erzbischof von Boston, Kardinal Sean O’Malley, und der Münchener Erzbischof Reinhard Marx an.

Der Ausschuss soll Verhaltensregeln für Geistliche sowie Richtlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen in einzelnen Ländern aufstellen und dabei helfen, die Eignung von Anwärtern für das Priesteramt zu überprüfen.

Tausende Missbrauchsfälle in mehreren Ländern haben die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine Krise gestürzt. Papst Franziskus kündigte kurz nach dem Beginn seines Pontifikats im März an, härter gegen Kindesmissbrauch in der Kirche vorzugehen.

religion.ORF.at/APA/AFP

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