Christen-Stadt Maalula: Islamisten auf Zerstörungstour

Islamistische Milizionäre führen laut Augenzeugen systematische Zerstörungen in der hauptsächlich von Christen bewohnten syrischen Stadt Maalula durch. Zuvor waren Nonnen aus dem orthodoxen St. Thekla Kloster entführt worden.

Wie anonyme Quellen aus der Region laut der Ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“ berichteten, werde in Maalula, das historische Klöster beherbergt, ein Christenhaus nach dem anderen in Brand gesetzt. Es gebe Hinweise, dass die Rebellen eine „Strategie der verbrannten Erde“ einsetzen wollen, um eine Rückeroberung durch Regierungstruppen zu verhindern.

Zerstörungen in Maalula. Verletzte laufen durch die Straßen.

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Augenzeugen berichten von massiven Zerstörungen und gezielten Angriffen auf Christen in Maalula

Laut dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochien wurden von den Islamisten in Maalula fünf Nonnen entführt, unter ihnen die Oberin Pelagia Sayyaf. Die Schwestern seien aus dem Thekla-Kloster nach Yabrud gebracht worden. Einige Nonnen befänden sich weiter im Kloster. Sonst seien alle Christen aus Maalula geflüchtet. Ein Sprecher der Rebellen sagte zu westlichen Journalisten, die Nonnen würden angesichts der weltweiten Appelle bald in Freiheit gesetzt.

Unterschiedliche Angaben zu Entführung der Nonnen

Die Angaben über den Hergang der Ereignisse in Maalula gehen auseinander. Nach Darstellung der Organisation „Middle East Concern“ waren die meisten Nonnen mit rund 20 Waisenmädchen bereits geflüchtet, als die Rebellen in die Stadt eindrangen. Nur Sr. Pelagia „und einige ältere Nonnen“ seien geblieben. Ein Sprecher der „Freien Syrischen Armee“ verurteilte laut Medien das Vorgehen der Islamisten von „Jabhat al-Nusra“, machte aber zugleich die Armee für die Eskalation verantwortlich. Denn der Ort nördlich von Damaskus sei von strategischer Bedeutung.

Die entführten Nonnen von Maalula melden sich über eine Video.

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Angeblich wurden zwölf orthodoxe Nonnen aus dem Kloster Mar Tekla in Maalula entführt. Einige der Nonnen haben sich in einem Video gemeldet und „dementieren“ ihre Entführung

Die russische Nachrichtenagentur „Ria Novosti“ berichtete, Milizionäre wollten „nach dem Maalula-Szenario“ nun den christlichen Wallfahrtsort Sednaya bei Damaskus einnehmen. In Sednaya befinden sich einige der ältesten Klöster Syriens, zu denen Christen aus aller Welt pilgern, aber auch der Sitz des syrisch-orthodoxen Patriarchats. Laut syrischen Kirchen-Angaben haben bisher allein im Libanon rund 50.000 Christen Zuflucht gesucht. Insgesamt leben bereits 450.000 syrische Christen (aller Konfessionen) im Ausland.

Aggressive Attacken auf Kirchen

Das russische Außenministerium reagierte scharf auf „die aggressiven kriminellen Attacken von Terroristen in Syrien gegen Gotteshäuser und religiöse Persönlichkeiten“. Offenbar gehe es diesen darum, vor der für Jänner geplanten internationalen Syrien-Konferenz in Genf Hass zwischen den Religionsgruppen Syriens zu säen. Die Moskauer Erklärung erinnerte auch an den Angriff auf die Omayyaden-Moschee in Damaskus – wegen des Grabmals von Johannes dem Täufer - sowie an die Entführung der Aleppiner Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi und des italienischen Jesuitenpaters Paolo Dall’Oglio und die Ermordung des Predigers Scheich Muhammad Ramadan al-Bouti, Sohn des Großmuftis von Damaskus.

Schon Anfang September hatten radikale Islamisten Maalula überfallen. Auch damals wurde mit der Schändung von Kirchen und der Sprengung von Christenhäusern begonnen. Drei junge Christen der griechisch-katholischen Kirche wurden von Milizionären ermordet, weil sie nicht zum Islam „konvertieren“ wollten. Regierungstruppen eroberten den Ort später zurück. Der griechisch-katholische Patriarch Geregorios III. Laham sagte zur vatikanischen Nachrichtenagentur „Fides“: „Wir werden in diesem gesegneten Land bleiben, auch wenn es zum Martyrium führen wird.“ An Papst Franziskus habe er appelliert, “syrischen Christen bei deren Verbleib im Nahen Osten zu helfen“.

Zerstörungen in Maalula

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Auf die Videoplattform YouTube gestellte Amateurvideos zeigen massive Zerstörungen in Maalula

Appelle zur Freilassung der Nonnen

Appelle zur Freilassung der Nonnen kamen vom Papst bis zum Moskauer Patriachat, das „gerechte Bestrafung“ für die „zynische Aktion“ forderte. Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Youhanna, sprach von einem „verbrecherischen Akt“ und rief, in Übereinstimmung mit den katholisch-maronitischen Bischöfen, dazu auf, die Heiligen Stätten von Christen und Muslimen in Syrien zu „neutralen Zonen“ zu erklären. In Österreich appellierte Metropolit Arsenios (Kardamakis) als Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz an alle politischen Entscheidungsträger im In- und Ausland, ihren Einfluss geltend zu machen.

APA/KAP

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