Scheuer: Ob sich Papst mit Reformen durchsetzt, ist offen

Für den Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer ist noch offen, ob Papst Franziskus seine Reformvorhaben umsetzen kann. Franziskus stelle die Kirche „durchaus vor starke Herausforderungen“, so Scheuer.

Zu den Plänen des Papstes, „die Kirche auch strukturell zu reformieren und das Verhältnis zwischen Orts- und Weltkirche neu zu ordnen“, erklärte Scheuer in einem Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ anlässlich seines zehnjährigen Amtsjubiläums wörtlich: „Ob er sich durchsetzt, ist eine andere Frage. Denn wenn der Papst mit dem kleinen Finger winkt, sagt nicht gleich eine Milliarde Katholiken: Jawohl, Heiliger Vater.“

„Kirche vor Herausforderungen“

Franziskus stelle die Kirche „durchaus vor starke Herausforderungen“, so Scheuer. „Wie sich das weiterentwickelt, ist offen, denn es gibt Spannungen und Machtkämpfe.“ Angesprochen auf den kolportierten Dreiervorschlag für den neuen Salzburger Erzbischof, der als Nichtberücksichtigung der Wünsche der Ortskirche kritisiert wurde, sagte der Innsbrucker Bischof:

Bischof Manfred Scheuer

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Manfred Scheuer

„Die Begleitmusik wird man sich ansehen müssen.“ Es werde „sicherlich weiterhin Thema sein müssen“, wie sich die Kurienreform in Rom gestaltet und die Frage gelöst wird, wie Ortskirchen und Weltkirche bzw. Papst bestmöglich zusammenwirken.

Familienfragebogen „um nicht an der Wirklichkeit vorbeizugehen“

Zum Familien-Fragebogen, den der Vatikan im Hinblick auf die Bischofssynode im kommenden Herbst ausgesendet hatte, warnte Scheuer: „Sollten die Erwartungen in die Richtung gehen, dass Franziskus den Wert der Familie auflöst, dann werden sie enttäuscht.“

Der Forderung, dass alle Formen des Zusammenlebens gleichwertig sein sollen, hielt der Bischof entgegen, dass zur Ehe gehöre, „dass sie einen rechtlichen Schutz hat“. Der Papst wolle mit der breit gestreuten Befragung die Einstellungen der Menschen zu Ehe und Familie erheben, „um nicht an der Wirklichkeit vorbeizugehen“. Die Zielvorstellung, dass Ehe verbindlich gelebt wird, „bleibt jedoch aufrecht“.

Kommunionsempfang: Kein generelles Grünlicht

Scheuer erwartet - wie er sagte - auch keine „generelle und undifferenzierte Zulassung“ bei der Frage des Kommunionsempfangs für wiederverheiratet Geschiedene. Für den Bischof sei es ein Widerspruch, „am Leib Christi teilzuhaben“ und sich gleichzeitig unchristlich zu verhalten.

Im Bereich von Ehe und Beziehung könne es große Verletzungen geben, die der Kommunion und der damit verbundenen Versöhnungsbereitschaft widersprechen. Wer zur Kommunion gehe, müsse sich der Zustimmung seines früheren Partners, „der im Stich gelassen wurde“, sicher sein können, „sonst wäre es ein innerer Widerspruch“.

Das heißt laut Scheuer nicht, „dass ich mir keine Veränderungen bei der Zulassung zur Kommunion wünsche“. Diese sollte aber an Voraussetzungen gebunden sein, „die sich am Glauben, der Versöhnung und der Verantwortung in einer neuen Partnerschaft orientieren“.

Kirche ist „nicht Selbstzweck“

Zum Priestermangel und die Einrichtung von derzeit 47 Seelsorgeräumen in seiner Diözese räumte Scheuer ein: „Wir verbrauchen noch zu viel Kräfte in der Verwaltung“; manche strukturelle Veränderungen würden die Gläubigen schmerzen, „aber Kirche verwirklicht sich nicht nur territorial“.

Kirche sei „nicht Selbstzweck. Sie soll dazu beitragen, dass die Menschen zu Gott finden und sich untereinander besser vertragen.“ Die aus der Sicht des Bischofs entscheidende Frage laute: „Wie geht es den Menschen in unserem Land, wie den Armen und wie sieht es mit der Solidarität untereinander aus?“

Hier seien Fragen des Asyls, der Gerechtigkeit und auch der Bildung angesprochen. Scheuer: „Die Kirche hat dafür keine Patentrezepte, sondern eine Selbstverpflichtung, sich einzubringen und mitzugestalten.“

KAP

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