Österreichische Unterstützung für Ex-Erzbischof Bezak

Eineinhalb Jahre nach der umstrittenen Absetzung des Erzbischofs der slowakischen Diözese Trnava, Robert Bezak, regt sich auch in Österreich Kritik an der Vorgangsweise des Vatikans.

Mit einer internationalen Petition wollen eine Privatinitiative und die Plattform „Wir sind Kirche“ die öffentliche Rehabilitierung Bezaks erreichen. „Die Kirche ist ein absolutistisches System und irrt daher nie und wenn sie irrt, dann braucht sie sehr, sehr lang wie bei der Rehabilitierung von Galileo Galilei - so lange können wir nicht warten“, kritisierte Ex-Vizekanzler Erhard Busek, der die Initiative unterstützt, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

In der Petition wird Papst Franziskus „um der Glaubwürdigkeit der Kirchen willen“ zur „öffentlichen Rehabilitierung“ von Erzbischof Bezak aufgefordert. Die Petition kann bis Ende März unterzeichnet werden. Die Unterstützungserklärungen sollen anschließend der Nuntiatur in Pressburg zur Weiterleitung an den Papst übergeben werden, so die Initiatoren.

Robert Bezak

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Robert Bezak

Busek: „Ähnlichkeiten mit einer Diktatur“

Ihm gehe es darum, ein Signal zu setzen, „dass diese Vorgangsweisen nicht akzeptabel sind“, so Busek. Es sei zwar das Recht des Papstes, derartige Entscheidungen zu treffen, diese müssten aber ordentlich begründet werden. „So geht man mit Menschen nicht um, die Kirche hat Ähnlichkeiten mit einer Diktatur.“

Für Hans Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform „Wir sind Kirche“, zeigt die Kirche in der Causa der Absetzung des slowakischen Erzbischofs im Juli 2012 „ein ziemlich grausliches Gesicht“. Die Amtsenthebung durch Benedikt XVI. ohne Angaben von Gründen sei ein Verstoß gegen die Menschenrechte und Menschenwürde, sowie gegen das Arbeitsrecht. „Außerdem zeigen sich hier Strukturen, die vor allem im finanziellen Bereich zum Tragen kommen, die unhaltbar sind“, so Hurka.

Absetzung wegen Kritik an Vorgänger?

Kritikern zufolge führten Versuche Bezaks, Finanzverstrickungen seines Vorgängers Jan Sokol in der Erzdiözese Trnava aufzudecken, zu seiner Amtsenthebung. „Es gab schon lange Gerüchte, dass Sokol Geheimkonten mit Spendengeldern hatte“, so Hurka. Bezak habe dies aufdecken wollen, daraufhin sei er abgesetzt worden.

„Das zeigt, dass Bischöfe mit Geld in den Vatikan fahren, um sich dort Ansehen, Macht und Einfluss zu kaufen“, so Hurka. Für bestimmte Gruppen im Vatikan gebe es daher „ein vitales Interesse diese Quellen nicht versiegen zu lassen“. Die Plattform „Wir sind Kirche“ fordert daher mehr Transparenz über die Budgetierung und eine unabhängige Überprüfung des Finanzgebarens der Diözesen.

Programmhinweis

Auch das ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ wird am kommenden Sonntag erneut über die „Causa Bezak“ berichten.

„Orientierung“, 12.1.2014, 12.30 Uhr, ORF 2

Krimineller Hintergrund schwer zu beweisen

Von den möglichen Geldflüssen in Millionenhöhe berichtete auch der Pastoraltheologe Paul Zulehner bei der Pressekonferenz. „Für die Geldflüsse gibt es ziemlich konkrete Anhaltspunkte, aber ein krimineller Hintergrund ist schwer zu beweisen,“ so Zulehner. „Die Slowakei kommt aus einem Untergrundkirchensystem, in dem Intransparenz auch Teil des Selbstschutzes war.“

Zugleich sei das Verfahren der Absetzung Bezaks „einfach schlecht“ gewesen, sagte Zulehner. Die Initiative fordert daher eine Rehabilitierung Bezaks. Eine Wiedereinsetzung als Erzbischof sei dagegen rein technisch nicht möglich, so Zulehner, weil dessen Nachfolger bereits im Amt sei. „Ich hoffe aber, dass man eine gute Aufgabe für ihn (Bezak, Anm.) findet und der Vatikan öffentlich sagt: Wir haben Fehler gemacht.“

Rehabilitierung „eine Frage von Wochen“

Für eine Rehabilitierung Bezaks sieht Zulehner allerdings gute Chancen. Er glaube, dass eine Lösung der Causa „vor der Tür“ stehe und „eine Frage von Wochen“ sei, so Zulehner bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Bei einer Reise in die Slowakei in den vergangenen Tagen habe er von dem früheren slowakischen Dissidenten und christdemokratischen Parlamentsabgeordneten Frantisek Miklosko, der sich ebenfalls für eine Rehabilitierung Bezaks einsetzt, erfahren, dass es „in den vergangenen drei Wochen nachweislich mehrere Gespräche gegeben hat“, berichtete der Theologe.

Der Papst selbst habe sich der Causa angenommen, so Zulehner. Nach verschiedenen Gesprächen von Papst Franziskus mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, dem Apostolischen Nuntius in der Slowakei und dem slowakischen emeritierten Kurienkardinal Jozef Tomko sei schließlich ein Gespräch zwischen Bezak und Ouellet zustande gekommen.

Der Sekretär von Ouellet, Erzbischof Ilson de Jesus Montanari, habe dabei laut Miklosko eingestanden, dass „der Vatikan auch Fehler machen“ könne, so Zulehner. Außerdem sei Bezak erstmals zugestanden worden, dass über die Finanzgebarung der Diözese gesprochen werde. „Das ist ein gewaltiger Schritt nach vorne“, so Zulehner.

Pressekonferenz

ORF

Bei einer Pressekonferenz in Wien wurde die Petition zur Rehabilitierung Robert Bezaks vorgestellt

Mysteriöse Absetzung

Robert Bezak war von Papst Benedikt XVI. im Juli 2012 nach nur zweieinhalb Jahren im Amt von der Leitung der Erzdiözese Trnava (Tyrnau) abgesetzt worden. Die Gründe dafür sind bis heute nicht aufgeklärt. Bezak selbst sieht seine Absetzung in Zusammenhang mit einer Anfang 2012 erfolgten Apostolischen Visitation und seiner von den anderen slowakischen Bischöfen nicht goutierten transparenten Linie zu den Kirchenfinanzen.

Der Erzbischof hatte in diesem Zusammenhang Vorwürfen gegen seinen Amtsvorgänger Jan Sokol und dessen Umgang mit den Diözesanfinanzen erhoben. Seit Dezember 2013 lebt Bezak im italienischen Redemptoristenkloster Bussolengo bei Verona.

In der Slowakei führte die rätselhafte Abberufung zu einem Aufschrei, tausende Slowaken protestierten öffentlich gegen seine Absetzung und unterzeichneten eine Petition für seine Rückkehr.

APA/KAP/religion.ORF.at

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