US-Außenminister zu Syrien-Beratungen im Vatikan

US-Außenminister John Kerry ist am Dienstag im Vatikan eingetroffen. Anlass sei ein Treffen mit dem vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin zu den Themen Syrien und israelisch-palästinensische Verhandlungen.

Weiters soll es um humanitäre Fragen gehen, heißt es in einem Kommunique des Washingtoner State Department Kerry ist erst der zweite Außenminister in der amerikanischen Geschichte, der der katholischen Kirche angehört. Der erste war Edmund Muskie, der das Amt während der Regierung von Jimmy Carter (1977 bis 1981) innehatte.

Beratung über Lösung des Konflikts

Bereits am Montag hatten sich bei einem Studientag unter dem Titel „Syrien - Dürfen wir gleichgültig bleiben?“ Experten im Vatikan getroffen, um über Lösungen des Konflikts in dem Nahostland zu beraten. Die Päpstliche Akademie für Wissenschaften organisierte das nichtöffentliche Treffen in der „Casina Pio IV.“, zu dem u. a. Mohamed ElBaradei, der frühere Chef der UNO-Atombehörde, der britische Ex-Premierminister Tony Blair und andere Vertreter der internationalen Politik eingeladen wurden.

Kerry hatte Montag in Paris mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow und mit UNO-Syrienbeauftragtem Lakhdar Brahimi über eine Waffenruhe beraten. Von Rom reist er Dienstagabend zu einer internationalen Geberkonferenz nach Kuwait weiter.

Konferenz auf Wunsch des Papstes

Sämtliche Beratungen erfolgen im Vorfeld der für 22. Jänner geplanten Syrien-Friedenskonferenz „Genf II“ in Montreux. Daran wollen neben den Außenministern Russlands und der USA auch Delegationen aus China, Frankreich, Großbritannien und Vertreter von rund 30 anderen Ländern teilnehmen. Zudem werden die Vereinten Nationen, die EU, die Arabische Liga und die Organisation für Islamische Zusammenarbeit vertreten sein.

Die Konferenz im Vatikan war auf persönlichen Wunsch von Papst Franziskus organisiert worden. Sie ging über den politisch-militärischen Themenbereich hinaus und behandelte auch den interreligiösen Dialog in der Region. Eröffnet wurde die Tagung von Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, dem vatikanischen Verantwortlichen für den interreligiösen Dialog. Aus Syrien angereist war der chaldäische Bischof von Aleppo, der Leiter der Caritas Syrien, Antoine Audo, sowie der ständige Vatikanbeobachter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi.

Radio Vatikan gegenüber sagte Tomasi, der erste, dringende Schritt sei es, die laufende Gewalt zu stoppen. „Papst Franziskus hat klar und deutlich seine Stimme für einen gerechten Frieden im Nahen Osten erhoben, den er im Mai ja auch selbst besuchen wird. Auf seine Anregung hin hat die Päpstliche Akademie der Wissenschaften dann dieses Treffen einberufen.“ Tomasi wies weiters darauf hin, dass auch der Ökumenische Rat der Kirchen vom 16. bis 17. Jänner ein Syrien-Treffen organisiert.

Papst: „Höre nicht auf zu hoffen“

Der Vatikan-Vertreter in Genf erinnerte auch an die große Politrede des Papstes von Montag. Dabei hatte Franziskus vor den im Vatikan akkreditierten Diplomaten seine tiefe Hoffnung auf Syrien-Frieden formuliert. „Ich höre nicht auf zu hoffen, dass der Konflikt in Syrien endlich ein Ende finde“, hatte er wörtlich erklärt. Jetzt brauche es für die Genfer Konferenz einen „erneuten gemeinsamen politischen Willen, um dem Konflikt ein Ende zu setzen.“

Papst Franziskus ernannte am Montag außerdem einen Visitator für die Syrer in Westeuropa. Es handelt sich um den in Rom residierenden Erzbischof Basile Georges Casmoussa, der als Erzbischof von Mossul im Irak emeritiert ist. Der 1951 im Irak geborene Erzbischof hat u. a. im belgischen Löwen Sozialwissenschaften studiert und einige Jahre auch im libanesischen Beirut gearbeitet. 1999 wählte ihn die Synode der syrisch-katholischen Kirche zum Erzbischof von Mossul - ein Amt, das er bis vor knapp vier Jahren ausfüllte.

religion.ORF.at/KAP