Untersuchung: Religiöse Konflikte nehmen weltweit zu

Religiöse Konflikte haben einer neuen Untersuchung des Pew Research Centers zufolge im Jahr 2012 weltweit den höchsten Stand seit sechs Jahren erreicht. Untersucht wurden 198 Länder.

Außer in Nord- und Südamerika stiegen der Studie des renommierten Pew Research Centers zufolge religiöse Konflikte in allen Ländern an. Wie das in den USA ansässige Zentrum am Dienstag mitteilte, wurde in einem Drittel (33 Prozent) der 198 untersuchten Länder 2012 ein hohes oder sehr hohes Niveau an solchen Konflikten gemessen. 2011 waren dies in 29 Prozent der Staaten der Fall, 2007 in 20 Prozent. Als religiösen Konflikt zählt das Institut etwa mit Religion in Verbindung stehende Gewalt, Anschläge oder Schikanen.

Soziale Konflikte und staatliche Restriktionen

Berücksichtigt wurden in der Studie sowohl soziale Konflikte mit religiösem Hintergrund durch Individuen, Gruppen oder Organisationen, als auch staatliche Einschränkungen für bestimmte Religionen (Gesetze beziehungsweise politische Linien). Zu den sozialen Konflikten untersuchte die Studie etwa auch Belästigungen von Frauen wegen ihrer aus religiöser Überzeugung getragenen Kleidung. Derartige Vorfälle stiegen rasant an. Ereigneten sich 2007 in weltweit sieben Prozent der untersuchten Länder solche Vorfälle, waren es 2012 32 Prozent.

Während die sozialen Konflikte anstiegen, blieben die staatlichen Einschränkungen für Religionen im Untersuchungszeitraum weitgehend gleich. Ausnahme: staatliche Gewalt gegen Religionsangehörige. 2007 wurde in 31 Prozent der Länder mit Gewalt gegen religiöse Individuen oder Gruppen vorgegangen, 2012 in knapp der Hälfte aller Länder.

Gedenken für die Opfer des Anschlags in Toulouse am März 2012, bei dem ein Rabbi und drei jüdische Kinder getötet wurden

APA/EPA/Ian Langsdon

Gedenken an die Ermordung eines Rabbiners und dreier jüdischer Kinder durch einen Islamisten in der französischen Stadt Toulouse

Die Zahl der Länder, in denen religiös motivierte terroristische Anschläge verübt wurden, verdoppelte sich zwischen 2007 und 2012, so die Studie. Als Beispiel wird die Ermordung eines Rabbiners und dreier jüdischer Kinder durch einen Islamisten in der französischen Stadt Toulouse genannt, die sich im März 2012 ereignete.

Pulverfass Naher Osten

Den größten Zuwachs religiöser Konflikte maß das Pew Research Center im Nahen Osten und im nördlichen Afrika, wo noch die Nachwirkungen des sogenannten Arabischen Frühlings der Jahre 2010 und 2011 zu spüren seien. Als Beispiele nannte das Institut etwa vermehrte Angriffe auf koptische Kirchen und von Christen geführte Geschäfte in Ägypten. Unter den 25 bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, sind Ägypten, Burma, Indonesien, Pakistan und Russland diejenigen, in denen die meisten religiösen Konflikte verzeichnet wurden.

Brennendes Auto in Kairo, Ausschreitungen

Reuters/Stringer

Ausschreitungen in Kairo: Ägypten zählt zu den Ländern mit besonders vielen religiös motivierten Konflikten

Weiter hieß es, auch in China sei das Niveau religiöser Konflikte erstmals auf das Level „hoch“ angestiegen. Der Studie zufolge leben mittlerweile 76 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern mit hohem oder sehr hohen Level an sozialen Konflikten aufgrund der Religionszugehörigkeit und/oder staatlichen Restriktionen für bestimmte Religionen. Im Jahr 2007 lag dieser Wert noch um acht Prozent niedriger, bei 68 Prozent.

Christen, Muslime und Juden am meisten betroffen

Christen und Muslime, die zusammen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, werden laut der Studie am meisten unterdrückt. Auch Juden seien zuletzt weltweit häufiger Angriffen ausgesetzt gewesen als noch vor sechs Jahren. Buddhisten werden demzufolge am wenigsten diskriminiert. Insgesamt stieg die Zahl der Länder, in denen Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit unterdrückt werden, an.

Verbesserungen wurden laut der Untersuchung, die nach Angaben des Pew Research Centers 99,5 Prozent der Weltbevölkerung abdeckte, in Äthiopien, der Elfenbeinküste, Rumänien, Serbien und Zypern festgestellt. Das Pew Forum stützte sich auf 18 öffentliche zugängliche Quellen, darunter Amnesty International, Human Rights Watch und der Europarat.

religion.ORF.at/APA/AFP

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