Neuer Haftbefehl für Vatikan-Prälaten Scarano

Der unter Geldwäscheverdacht stehende Vatikan-Prälat Nunzio Scarano ist erneut in Konflikt mit der italienischen Justiz geraten. Der Grund: fiktive Schenkungen in Millionenhöhe an die Kirche.

Nach italienischen Medienberichten von Dienstag wurde gegen den früheren Rechnungsprüfer der vatikanischen Güterverwaltung APSA ein neuer Haftbefehl wegen Geldwäsche und Betrugs erlassen. Scarano befindet sich zurzeit unter Hausarrest. In den neuerlichen Ermittlungen geht es um Scheinspenden an die Kirche in Millionenhöhe. Insgesamt sollen 52 Personen in den Sog der Ermittlungen gegen Scarano geraten sein. Die Ermittlungen laufen auch gegen einen römischen Priester, der unter Hausarrest gestellt wurde, und einen Notar.

6,5 Millionen Euro konfisziert

Zudem stellten die italienischen Behörden ein Rechtshilfeersuchen an den Vatikan, um Scaranos Konten bei der Vatikanbank IOR einzufrieren. Scaranos Vermögen im Wert von insgesamt 6,5 Millionen Euro wurde konfisziert. Sein Rechtsanwalt, Silverio Sica behauptet, dass Scarano das Geld der befreundeten Unternehmerfamilie D’Amico verwalte.

Scarano befindet sich zur Zeit in seiner Wohnung in seiner Heimatstadt Salerno unter Hausarrest. Der Prälat sei in einen depressiven Zustand gestürzt und bitte um die Behandlung durch einen Psychiaters, sagte der Anwalt. Der Vatikan dementierte indes Medienberichte, nach denen die Vatikanbank IOR im Zuge der Ermittlungen durchsucht worden sei.

Die neue Entwicklung des Falls Scarano sei auch das Ergebnis der Zusammenarbeit des Vatikans mit den italienischen Behörden, hielt Vatikan-Sprecher Federico Lombardi fest. So habe der Vatikan auf alle bisherigen Rechtshilfeersuchen der italienischen Seite geantwortet. Im Übrigen seien Scaranos Konten bei der Vatikanbank bereits seit Juli vergangenen Jahres eingefroren, erläuterte Lombardi.

Nunzio Scarano

APA/AP/Francesco Pecoraro

Nunzio Scarano

Verhaftung vergangenen Juni

Scarano war bereits Ende Juni vergangenen Jahres von italienischen Behörden verhaftet worden. Er wird beschuldigt, an einer letztlich gescheiterten Überführung von 20 Millionen Euro Bargeld in einem Privatjet aus der Schweiz am Fiskus vorbei nach Italien beteiligt gewesen zu sein, lautete der Vorwurf der italienischen Justizbehörden - mehr dazu in Prozess gegen Vatikan-Geistlichen Scarano beginnt. Seit 22. November 2013 steht Scarano unter Hausarrest. Seit dem 3. Dezember 2013 laufen in Rom die Gerichtsverhandlungen.

Der Vatikan hatte zuletzt den Vorwurf einer mangelnden Kooperation mit den italienischen Justizbehörden zur Klärung des Falls zurückgewiesen. Der Vatikan habe allen Ersuchen um Rechts- und Amtshilfe der Justiz aus Rom wie aus Salerno und ohne Verzögerung entsprochen, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.

Die entsprechenden Dokumente seien der italienischen Botschaft beim Heiligen Stuhl vollständig übergeben worden. Zuvor hatten italienische Medien berichtet, die Zusammenarbeit sei nur sehr schleppend und mit zeitlicher Verzögerung erfolgt, manche Anfragen seien überhaupt unbeantwortet geblieben.

religion.ORF.at/APA/dpa

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