SZ: Bischof soll Geld aus Stiftung genommen haben

Der beurlaubte deutsche Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst soll einem Medienbericht zufolge aus einer sozialen Stiftung Beträge in Millionenhöhe für den Bau seines Bischofssitzes zweckentfremdet haben.

Mit Spannung warten nicht nur die Menschen im Bistum Limburg auf den Prüfbericht zum Neubau des Bischofssitzes. Offiziell liegt er zwar noch nicht vor, die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) (Montagausgabe) und der „Spiegel“ berichten aber über Details, die Bischof Tebartz-van Elst nicht gut dastehen lassen. Der Bericht, der demnächst dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, sowie Papst Franziskus übergeben werden soll, werde allerdings aller Voraussicht nach keine Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Vergehen des Bischofs enthalten, berichtet die „SZ“. Der Bericht werde auch keine kommentierenden Wertungen enthalten, hieß es.

Der Dom von Limburg

Reuters/Ralph Orlowski

Der Limburger Dom

Von Seiten der DBK gibt man sich angesichts der Vorwürfe zurückhaltend. Der Sprecher der DBK, Matthias Kopp, kommentierte die Angaben des Magazins gegenüber der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit den Worten, „für die kommenden Wochen“ sei mit der vatikanischen Bischofskongregation „ein Prozedere zur Einsichtnahme und Diskussion des Berichtes vereinbart, welches allen Interessen fair Rechnung tragen soll“. Aus diesem Grunde werde man sich an Mutmaßungen über zeitliche Vorgaben oder Inhalte nicht beteiligen.

Der Neubau des Bischofssitzes

auf dem Limburger Domberg wurde vom Domkapitel bereits 2007 beschlossen, vor dem Amtsantritt von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Januar 2008. Kritik an dem Vorhaben gab es schon früh: Bereits die Entwurfsphase wurde von heftigen Diskussionen begleitet.

Die Bauherren veranschlagten zu Beginn der Arbeiten 2010 Investitionen von 5,5 Millionen Euro. Im Sommer 2013 hieß es, die Kosten lägen bei mindestens 10 Millionen Euro. Inzwischen sind es mehr als 31 Millionen Euro geworden, nach jüngsten Medienberichten sollen es sogar mehr als 40 Millionen Euro sein.

Die Kostenexplosion erklärte die Diözese unter anderem mit dem schwierigen, felsigen Baugrund und der aufwendigen Sanierung historischer Gebäude.

Verdacht: Stiftungsgeld zweckentfremdet

Dem Bericht der „SZ“ zufolge hätten Tebartz-van Elst und sein Generalvikar Franz Kaspar Rechnungen für den Bau mit Stiftungsgeld des St. Georgswerkes bezahlt, das für arme, kinderreiche Familien bestimmt sei. Hintergrund sei gewesen, dass außerhalb eines Kreises von Eingeweihten niemand habe erfahren sollen, dass das Vorhaben viel teurer wurde als geplant.

Die Erträge des 1949 gegründeten St. Georgswerkes sollen dem Bericht zufolge eigentlich für bedürftige Familien mit vielen Kindern verwendet werden. Jeder katholische Arbeitnehmer des Bistums war damals aufgerufen, den Lohn einer Arbeitsstunde für das Georgswerk zu spenden. Die Stiftung ist heute nicht mehr aktiv. Vor einer Woche hatte bereits das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet, dass Geld aus mindestens einer Stiftung geflossen sei.

Vorwurf: Vertuschung und Verschleierung

Insgesamt offenbare der Bericht, dass die Führungsriege im Bistum Limburg ein System der Vertuschung und Verschleierung aufgebaut habe, um möglichst ungestört von Kontrolle und Kritik aufwendig auf dem Domberg bauen zu können, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Die Unterlagen über die Finanzierung seien in eine Geheimregistratur ausgelagert worden; immer wieder habe Geld zur Zwischenfinanzierung beschafft werden müssen.

Treibende Kraft sei in der Regel Generalvikar Kaspar gewesen, alle entscheidenden Dokumente trügen aber auch die Unterschrift des Bischofs. Insidern zufolge soll der Bau deutlich mehr als die inzwischen angegebenen 31 Millionen Euro kosten, die Rede ist von bis zu 40 Millionen Euro. Wie der „Spiegel“ weiter berichtet, ließ Tebartz-van Elst durch seinen Anwalt bereits „umfangreiche Stellungnahmen“ zu den Vorwürfen ausarbeiten.

Kardinal Maradiaga: Es wurden Fehler gemacht

Der Koordinator des am Montag im Vatikan zusamengetretenen Kardinalsrates „C8“ - mehr dazu in Kardinalsrat „C8“ diskutiert Päpstliche Räte - Oscar Rodriguez Maradiaga, hält die Rückkehr des Limburger Bischofs in seine Diözese für ausgeschlossen. „Ich weiß, dass viele Gläubige im Bistum Limburg verletzt sind. Um offene Wunden zu heilen, schütte ich keinen Alkohol darauf“, sagte der Erzbischof von Tegucigalpa vor kurzem in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Er leide zwar mit den deutschen Katholiken an den Problemen in Limburg, so der Koordinator der Kardinalskommission, die im Auftrag des Papstes an Strukturreformen der Kirchenleitung arbeitet. Aber „wenn einer Fehler gemacht hat, soll er sich dazu bekennen, um Entschuldigung bitten und sich einen anderen Platz suchen“, so Rodriguez Maradiaga.

Die Lebensstandards in Deutschland seien zwar andere als in Lateinamerika, sagte der Kardinal mit Blick auf Berichte über das Badezimmer in der Limburger Bischofswohnung: „Aber trotzdem: Vieles von dem, was ich gehört habe, ist nicht nötig. Eine Dusche, eine Toilette - das reicht. Den meisten Leuten jedenfalls reicht es.“

Papst soll rasch entscheiden

Seit Oktober untersuchte eine von der Bischofskonferenz eingesetzte Prüfkommission die Kostenentwicklung an dem teuren neuen Bischofssitz in Limburg. Sie besteht aus drei Geistlichen und zwei Wirtschaftsprüfern. Auch eine Entscheidung über die Zukunft des umstrittenen Bischofs wird in der Folge erwartet. Papst Franziskus verordnete Tebartz-van Elst eine Auszeit, bis die Vorwürfe der Verschwendung gegen ihn geklärt sind.

Der Papst werde die Angelegenheit nach Informationen aus dem Staatssekretariat des Vatikans nicht lange liegen lassen, sondern möglichst rasch über die weitere Zukunft des Bischofs entscheiden, schreibt der „Spiegel“. Tebartz-van Elst habe mit seinem Anwalt umfangreiche Stellungnahmen zu den Vorwürfen ausgearbeitet.

religion.ORF.at/dpa/KAP/KNA

Mehr dazu:

Links: