Mormonen: Kein eigener Planet im Jenseits

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, auch als Mormonen bekannt, wehrt sich gegen die Auffassung, Mitglieder ihrer Kirche würden an einen „eigenen Planeten für das Jenseits“ glauben.

Die Kirche Jesu Christi HLT (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) mit Ursprung in den USA weist die Interpretation ihrer Glaubenslehre zurück, wonach die Vorstellung in ihrer Kirche gelehrt werde, dass jeder Gläubige nach dem Tod einen eigenen Planeten bekommen werde. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag in einer Korrespondentenmeldung von Brady McCombs. Diese irrige Meinung sei in der Popkultur durch das populäre Broadway-Musical mit dem Namen „The Book of Mormon“ weit verbreitet. In dem mit vielen Preisen ausgezeichneten Stück wird die Religion der Mormonen auf die Schaufel genommen.

Gegen „karikaturähnliches Bild“

Ihre Gegendarstellung postete die Religionsgemeinschaft am Mittwoch auf ihrer Website. Der Artikel bestätigt den Glauben der Mormonen, dass Menschen in der Ewigkeit gottähnlich werden könnten. Gleichzeitig wird erklärt, dass das „karikaturähnliche Bild von Leuten, die ihren eigenen Planeten bekommen“ nicht dem entspreche, wie die Kirche Jesu Christi HLT sich das vorstellt.

Mormonentempel in Salt Lake City, US-Bundesstaat Utah

Reuters/George Frey

Mormonentempel in Salt Lake City, US-Bundesstaat Utah

Der Artikel ist Teil einer Serie über die Grundlagen der Theologie der Kirche Jesu Christi HLT. Ziel sei es, über einige heikle Punkte in der Heilsbotschaft der Kirche Klarheit zu bringen, wie AP-Reporter McCombs schreibt. Zuletzt hatten Artikel etwa über den Ausschluss Schwarzer von Laienämtern und die Rolle der Polygamie in der Frühgeschichte der Religionsgemeinschaft berichtet.

Infokampagne der „Latter-day Saints“

„Glauben Latter-day Saints, dass sie ‚ihren eigenen Planeten erhalten‘ werden?“, stellt sich die Kirche Jesu Christi HLT selbst die Frage. Die Antwort: „Nein. Diese Vorstellung wird in den Schriften der HLT weder gelehrt, noch ist sie eine Doktrin der Kirche. Dieses Missverständnis stammt von auf Vermutungen beruhenden Aussagen“, die in Unkenntnis der schriftlichen Lehren der Kirche sei, so die Mormonen auf ihrer US-Website.

Eine zusätzliche, relativierende Bemerkung auf der Website: "Die Kirche versteht nicht und hat nie behauptet, in allen Einzelheiten zu verstehen, was genau Christus’ Bemerkung bedeutet: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen“ (Johannes, 14,2). Wer will, kann das natürlich wiederum so verstehen, dass sich die Kirche Jesu Christi HLT alle Optionen bezüglich dem Leben nach dem Tod offen halten will.

Engelsbuch und Totentaufen

Die Religionsgemeinschaft der Mormonen wurde 1830 von Joseph Smith jr. (1805 bis 1844) in den USA gegründet, wo etwa die Hälfte der, nach eigenen Angaben weltweit rund 15 Millionen Mitglieder, lebt. Mormonen verstehen sich als Christen, werden aber von anderen christlichen Konfessionen nicht als solche anerkannt. Neben der Bibel berufen sie sich auf das „Buch Mormon“, das Religionsgründer Smith von einem Engel erhalten haben soll.

Umstritten ist die Praxis der posthumen Taufe von Nicht-Mormonen zum Zwecke der Zusammenführung vermeintlicher Ahnen im Jenseits. Die Familie gilt Mormonen als Grundeinheit der Gesellschaft, über die Grenzen des Todes hinaus. In Österreich ist die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage seit 1955 staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft, ihr gehören nach eigenen Angaben etwa 4.300 Mitglieder in 17 Gemeinden an.

religion.ORF.at/AP

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